06/02/2018

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Was bedeutet „gehirn-gerecht lernen“?


Den Begriff „gehirn-gerechtes Lernen“ prägte die Managementtrainerin und Bestsellerautorin Vera F. Birkenbihl. Es sind Lern- und Lehrmethoden, welche der natürlichen Arbeitsweise des Gehirns entsprechen und somit die Funktion erfüllen, die das Gehirn eigentlich hat: nämlich uns weiter zu bringen und glücklich zu machen.

Schüler und Schülerinnen lernen in der Schule eine Menge, doch leider können sie das angehäufte Wissen meist nicht einsetzen oder zusammenhängend wiedergeben. Das führt oft dazu, dass sie wenig Freude am Lernen empfinden und das meiste schnell wieder vergessen. „Heute wissen junge Menschen schon zwei Jahre nach dem Abitur/der Matura nur noch zehn Prozent von dem, was sie in der Schule gelernt haben“, so Schulkritiker Gerald Hüther[1].

Ein erfolgreiches und angenehmes Lernen ist dann möglich, wenn Kinder – und auch Erwachsene – so lernen dürfen, wie ihr Gehirn es am besten kann.

Was fasst Ihr Gehirn als negativ auf?

In der Schule wird oft für kurzfristige Erfolge, wie für Tests, gelernt. Dieses Pauken hinterlässt keine nachhaltigen Spuren im Gehirn sondern verursacht nur Stress für den Lernenden. Negativer Stress ist schlecht für Ihr Gehirn. Auch das Auswendiglernen, zum Beispiel von Vokabeln, wird als negativ aufgefasst – einzelne Informationen können nicht zusammenhängend abgespeichert werden. Beim Sprachenlernen gilt deshalb das De-Kodieren als gehirn-gerecht. Dabei wird ein ganzer Satz Wort für Wort in die Muttersprache übersetzt. So werden Wortbedeutung als auch die Satzstellung und Grammatik automatisch gelernt – und das ohne zu Pauken. Lesen Sie hier mehr dazu: 10 Gründe für das De-Kodieren.

Was bevorzugt Ihr Gehirn?

Ihr Gehirn lernt gerne, wenn Sie Lust aufs Lernen haben. Diese erzeugen Sie durch Selbstbelohnung – wenn Sie das Gelernte wirklich verstanden haben und somit anwenden können. Demzufolge müssen Lernziele langfristig sein. Fähigkeiten zu entwickeln und zu benutzen ist ein gehirninterner Motivationskatalysator – je mehr Sie davon verspüren, desto mehr wollen Sie davon haben. Ihr Gehirn möchte, dass Sie es in seiner Ganzheit nutzen – nicht nur einen kleinen Teil davon.

TIPPS für gehirn-gerechtes Lernen:

1. Lernen ist ein individueller Prozess

Menschen sind keine Fässer, die gefüllt werden müssen, sondern Feuer, die entfacht werden wollen! Zahlreiche Studien, wie jene von Dr. Friedrich von der Universität Tübingen[2], empfehlen, dass Lernen individuell sein muss, um erfolgreich zu sein. Doch im Schulalltag spielt diese Erkenntnis leider nur eine Nebenrolle.

Je individueller der Unterricht gestaltet wird, desto höher ist die persönliche Beteiligung eines Lernenden und dessen Konzentration. Demnach ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass das Gelernte dauerhaft im Gehirn verankert wird, größer.

2. Lernen ist mit Bemühung verbunden

„Von nichts kommt nichts“, meinte schon Vera F. Birkenbihl. Lernen ohne dafür etwas zu tun, funktioniert bei niemandem. Außerdem ist es für den Lernerfolg auch wichtig, dass das –Gelernte angewandt wird: „Use it or lose it“, lautet eine neuronale Regel, denn das Gehirn entwickelt sich gebrauchsabhängig. Synapsen, die genutzt werden, verstärken und vermehren sich – jene, die lange in einer Schublade verstaut bleiben, bilden sich wieder zurück. Gelerntes muss also immer wieder wiederholt und genutzt werden.

gehirn-gerecht Lernen - Birkenbihl

3. Belohnen Sie Ihr Lernen

Lernen passiert am leichtesten, wenn das Gehirn einen Sinn darin sieht. Eine Belohnung kann einen solchen Sinn darstellen. Sie wirkt umso stärker, je unerwarteter und seltener sie eintritt. Die besten Belohnungen sind aber nicht Süßigkeiten sondern neuronale Selbstbelohnungen. Die selbstständige Wahl eines Themas für ein Referat beispielsweise generiert durch das persönliche Interesse eine höhere Eigenmotivation. Dadurch vergrößert sich der Lerneffekt erheblich.

Unabhängig davon, ob Sie sich bewusst oder unbewusst belohnen: Unterbewusst spielen Belohnungen bei jedem Menschen eine wichtige Rolle. Denn die Hirnforschung hat herausgefunden, dass im Gehirn eines jedes Menschen zumeist unbewusste Belohnungsprozesse ablaufen (Susanne Leiberg & Tania Singer: Belohnungslernen).

Dies geschieht, indem wir bei Belohnungen Hochgefühle oder Wohlbefinden erleben und durch diese Erfahrung dazu animiert werden, dieses Erlebnis zu wiederholen. Zum Beispiel, wenn wir etwas besonders Leckeres essen oder eine Aufgabe erledigt haben … immer wieder versuchen wir diese Erfahrung zu wiederholen.

Hauptsächlich verantwortlich für diese Hochgefühle ist das Dopamin, ein sogenannter Neurotransmitterstoff im Gehirn. Neurotransmitter sind Botenstoffe, die dafür sorgen, dass in unserem Gehirn Informationen hin- und hertransportiert werden.

Dieser Bote, das Dopamin, wird in unserem Gehirn aktiv, wenn wir uns besonders gut fühlen oder auch nur daran denken, gleich etwas Erfreuliches zu erleben. Und je öfter wir ein Erlebnis haben, bei dem wir uns wohlfühlen, bei dem also Dopamin ausgeschüttet wird, umso stärker wird der Impuls, diese Handlung zu wiederholen. Ein perfekter Motivator zum Lernen! Das haben Sie vielleicht schon mal bei Kindern beobachtet: Wenn Kinder mit Freude lernen – egal ob gehen, sprechen, malen etc. – lernen sie extrem schnell und wollen immer mehr dazulernen. Hauptverantwortlich dafür ist das oben erwähnte Dopamin.

4. Lernen + Bewegung

Das lernende Gehirn ist ein aktives Organ. Bewegung unterstützt daher die Vernetzung der Gehirnzellen und die Konzentration des Lernenden nimmt zu. Stresshormone werden gleichzeitig abgebaut. Der Zusammenhang von Lernen und Bewegung ist also eine der Grundlagen in der Theorie des gehirn-gerechten Lernens.

Probieren Sie es mal aus, beim Telefonieren durch den Raum zu gehen – schon das unterstützt Ihre Konzentration. Sie müssen nicht unbedingt Leistungssportler werden, um besser zu Lernen – schon kleine Veränderungen bewirken Großes!

5. Geben Sie dem Lernen mehr Struktur

Nachhaltiges Lernen erfolgt in Sinnzusammenhängen. Isolierte Daten werden nur kurzfristig im Temporallappen zwischengelagert. Im Langzeitgedächtnis bleiben nur Fähigkeiten, die Sie durch Zusammenhänge erlernen, gespeichert. Beim richtigen Lernen geht es nicht ums Pauken von einzelnen Fakten, sondern um das Vernetzen von Einzelheiten. Nur so wird Wissen zur Fähigkeit.

Beispiel im Sprachenlernen: Das sture Pauken von Vokabeln bringt nichts! Durch das Auswendiglernen von einzelnen Wörtern speichern Sie in Ihrem Gehirn ein Pseudowort ab, z.B. tischtable [Tisch + Table (engl.)]. Dieses Wort existiert gar nicht und Sie wissen nicht, wie Sie das Wort im Englischen einsetzen. Außerdem müssen Sie im Gedanken immer zuerst vom Deutschen ins Englische übersetzen. Viel gehirn-gerechter ist das Lernen mit De-Kodierung. Hierbei wird ein Text Wort-für-Wort übersetzt. Sie lernen die Bedeutung der Wörter kennen und gleichzeitig die Grammatik der fremden Sprache. Mehr dazu hier: brain-friendly.de

6. Lernen braucht Zeit

„Wie lange brauche ich, um Englisch zu lernen?“ – das ist eine Frage, die oft gestellt wird. Genau kann das nur individuell herausgefunden werden. Manche Menschen merken sich Dinge schnell (dafür oft nur kurzfristig), und manche langsamer (dafür dauerhaft). Lernende benötigen individuell unterschiedliche Zeitperioden für die Informationsaufnahme und -verarbeitung. „Neuronal Langsame“ müssen öfter wiederholen, um sich etwas zu merken oder etwas zu verstehen. Diese Zeit bleibt im klassischen Schulunterricht leider meist nicht. Unser Tipp: Lernen Sie in 10-Minuten-Einheiten. Mehr zu dieser effizienten Technik finden Sie hier: 10-Minuten-Einheiten.

Wichtig für den Lernprozess ist auch der Schlaf: Er ist sowohl für die Gedächtnisbildung (in den Ruhephasen) als auch für die Gedächtniskonsolidierung (Übungsphasen) wichtig. In diesen Phasen kann das Gelernte sich setzen und vernetzen. Denn: Im Tiefschlaf werden Informationen vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis befördert! Das hat einen besonderen Grund: Während wir wach sind, werden die uns ständig umgebenden aktuellen Reize verarbeitet. Wenn nun auch noch langfristige Informationen verarbeitet werden müssten, so würde dies der Verarbeitung der aktuellen Information im Weg stehen, da beide Reizformen an der gleichen Stelle des Gehirns vorübergehend abgespeichert werden, sagt Forscher Jan Born[3].

In den Tiefschlafphasen (nur dort!) wird Erlerntes vom Tag ins Langzeitgedächtnis übertragen. Daher ist es wichtig, genug zu schlafen.Vorerst werden also die im Laufe des Tages aufgenommenen Informationen temporär abgespeichert. Sobald Sie dann eingeschlafen sind, werden die Informationen nochmals aktiviert und ein Teil davon gelangt von einem zwischenzeitlichen Speicher des Gehirns in einen Langzeitspeicher. Sie können den Schlaf als eine Art Transformator für erlangte Informationen ansehen. Für Sie als Lernende(n) ist es also wichtig, genügend Wiederholungs- wie auch Ruhephasen einzuplanen.

Beachten Sie, was Ihr Gehirn mag und was nicht, und Sie werden sehen wie einfach Lernen sein kann! Wenn wir Kindern und Jugendlichen heute vermitteln, wie sie gehirn-gerecht lernen können, verändern wir sofort die Welt:

  •  Sie haben Freude am Lernen und Weiterentwickeln.
  • Das Privatleben verbessert sich, weil Sie weniger Stress verspüren.
  • Sie werden erfolgreicher, weil Sie einfach lernen können.

Kennen Sie schon die gehirn-gerechte Sprachlernmethode von Vera F. Birkenbihl? Brain-Friendly hat sie als Film-Sprachkurs umgesetzt. Seit Jahren gelten die Sprachkurse als beste und einfachste Methode, um eine Fremdsprache zu lernen. >> Hier klicken und Brain-Friendly-Sprachkurse kostenlos testen.
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[1] Gerald Hüther, Professor für Neurobiologie. Er leitet die Zentralstelle für Neurobiologische Präventionsforschung der Universitäten Göttingen und Mannheim-Heidelberg.

[2] Dr. Helmut Felix Friedrich, Deutsches Institut für Fernstudienforschung an der Universität Tübingen. „Selbstgesteuertes Lernen – sechs Fragen, sechs Antworten“

[3] Zeit Online, (2012), “Ohne Schlaf würde unser Gehirn wohl platzen”

Beitragsbild Designed by ijeab / Freepik

Katharina

Über die Autorin / den Autor

Content Managerin und Bloggerin Katharina Rucker beschäftigt sich seit 2011 intensiv mit der Birkenbihl-Methode sowie den Kreativtechniken und Denktools von Vera F. Birkenbihl.

Seit 2014 arbeitet sie als selbstständige Online & Performance Marketerin: www.rucker-marketing.at

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