31/07/2020

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Die Birkenbihl-Methode in der Schule – Tipps für Lehrkräfte

Von Katharina

31/07/2020


Eintöniger Frontalunterricht, frustrierende Grammatikregeln, endlose Vokabellisten – das sind heute immer noch vielfach Standards für den Fremdsprachenunterricht. Demotivierte SchülerInnen und teure Nachhilfe sind hier nicht verwunderlich. Doch es geht auch anders: Die Birkenbihl-Methode ist als Lehrtechnik sehr gut einsetzbar. Der Spaßfaktor ist ähnlich dem Stadt-Land-Fluss-Spiel: Je öfter und mehr man de-kodiert, desto schneller und einfacher ist das Verstehen und Sprechen.

Die Birkenbihl-Methode kann im Klassenzimmer praktiziert werden und/oder als Hausübung bzw. “Lernvorschlag” gegeben werden: SchülerInnen können sich mit der Lerntechnik von brain-friendly bzw. der Birkenbihl-Methode zuhause auf den Unterricht vorbereiten. Sie kommen vorbereitet in die Klasse und die Lehrkraft kann den Unterricht interaktiver gestalten. So sind Dialoge und Sprechübungen besser möglich, weil der Schüler/die Schülerin die neuen Wörter einige Male zuvor gehört hat. Texte werden besser verstanden, weil der Schüler/die SchülerIn die Wörter bereits kennt. Im Unterricht kommt man also schneller voran als üblich. Und die SchülerInnen kommen motivierter in den Unterricht.

Die Aufarbeitung von Lektionstexten und neuem Vokabular kann jedoch auch im Unterricht stattfinden. Wir zeigen Ihnen die besten Tipps und worauf Sie als Lehrkraft achten sollten.


De-Kodieren in Gruppen

Die Basis einer De-Kodierung ist ein fremdsprachiger Text. Jedes Wort wird extra in die Muttersprache übersetzt – Wort für Wort (mehr dazu erfahren Sie hier). Dadurch lernt man auf einfache Weise:

  1. die Bedeutung der einzelnen Wörter
  2. die Verwendung der Wörter im Satzzusammenhang
  3. den Satzaufbau der Fremdsprache
  4. die Grammatik, wie Konjugationen, Zeiten und Präpositionen
  5. Unterschiede und Ähnlichkeiten zu unserer Muttersprache
Englische Redewendung Dekodierung How are you

Durch das gemeinsame Entdecken in kleinen Gruppen haben SchülerInnen noch mehr Spaß am De-Kodieren. Denn Motivation beim Lernen resultiert aus Anreizen und Belohnungen. Mit jedem fremdsprachigen Wort, dass SchülerInnen wiedererkennen, verstehen und übersetzen können, wird das Belohnungssystem aktiviert. Mehr noch, wenn das De-Kodieren in Gruppen von 3 bis 5 SchülerInnen stattfindet. Darüberhinaus bewirkt das Interagieren mit den anderen Gruppenmitgliedern einen extrem schnellen Aufbau der Sprache. Je mehr in der Gruppe diskutiert und besprochen wird, desto besser – denn dadurch wird der Lerninhalt schneller ins Langzeitgedächtnis befördert. Es ist das Prinzip des Spielens, das uns dazu verleitet, Stunden mit einer Tätigkeit zu verbringen.

Machen Sie doch einen kleinen Wettbewerb daraus, um zusätzlichen Anreiz zu schaffen: Welche Gruppe hat die De-Kodierung am schnellsten geknackt?


Generelles Lernen in Gruppen

Zuerst alleine, dann in Gruppen

Geben Sie anfangs Übungen zum De-Kodieren einzeln an SchülerInnen. Beobachten Sie die Tempi, Schwierigkeiten und Herangehensweisen, damit Sie später optimale Gruppen bilden können. Wie eine perfekte Lerngruppe gebildet wird, erfahren Sie im weiteren Text. Nun können die SchülerInnen in Gruppen vergleichen und abstimmen: Ist die Übersetzung stimmig? Sind sich alle einig? Gibt es Unterschiede? Lassen Sie sie dabei diskutieren – durch Kommunikation merken sie sich das Gelernte noch besser. Sollten gar Konflikte entstehen, sollte die Gruppe diese selbst zu lösen versuchen. Der Lehrer sollte nur dann eingreifen, wenn alle anderen Möglichkeiten, den Konflikt beizulegen, erschöpft sind. Dieses Schema können Sie immer wieder wiederholen. Geben Sie beispielsweise De-Kodier-Hausaufgaben auf und wiederholen Sie die De-Kodierung des selben Textes (oder die Rück-Dekodierung) in Gruppen während des Unterrichts. Damit erreichen Sie nicht nur die Vorteile des Gruppenlernens, sondern gleichzeitig die wichtigen Wiederholungen. 

Wer ist besser, schneller …

Zur Einübung bereits gelernter Inhalte können Sie dann den positiven Effekt der Wettbewerbssituation nutzen. Sein Wissen einzeln oder in Gruppen zu zeigen, dies oft auch im Abgleich mit anderen, kann zu spannenden Unterrichtssequenzen führen. Das De-Kodieren eignet sich gut, um ausgewählte Informationen und Fakten zu einem Thema noch einmal in einem Wissenswettbewerb zu wiederholen. Durch diese Form der Wissenswiederholung erreicht man die Aufmerksamkeit aller Schüler/-innen sehr gut. Lassen Sie Teams einen bekannten Text gemeinsam de-kodieren. Am Ende sollte eine Version pro Gruppe abgegeben werden. Dabei läuft die Zeit … Welche Gruppe ist am schnellsten? Dadurch fördern Sie das Wiederholen, überprüfen den derzeitigen Wissensstand und fördern gleichzeitig die Teamarbeit und damit die sozialen Kompetenzen der SchülerInnen.

Kleine Gruppen bilden

Die Gruppenbildung kann nach vier Kriterien erfolgen:

  • Leistung bzw. besondere Fähigkeiten
    • Homogene (= leistungsgleiche) Gruppen, wenn längere Zeit nach Leistungsfähigkeit differenziert ein Thema behandelt wird
    • Heterogene (= leistungsdifferenzierte) Gruppen, wenn schwächere Schüler integriert und wenn nicht themengleich gearbeitet werden soll
  • soziale Beziehungen („Freundschaftsgruppen“)
  • Interessen (Interessengruppen werden z. B. nach Teilthemen gebildet)
  • Zufall („Losgruppen“ oder konstante Tischgruppen)

Um in der Gruppe nicht nur fachlich, sondern auch in Sachen Teamarbeit zu profitieren, sollten Sie idealerweise kleine heterogene Gruppen bilden. Eine Gruppe von drei bis fünf Mitgliedern bewährt sich dabei am besten. Die Eigenschaften jedes Mitglieds sollte dabei so unterschiedlich wie möglich sein. Die Arbeitsgruppen werden also bewusst nach bestimmten Kriterien oder Eigenschaften zusammengestellt. Zum Beispiel, dass in jeder Arbeitsgruppe min. ein ”sehr Gut-Schüler” sowie ein eher schwacher Schüler vertreten ist. Da diese Form der Gruppenbildung im Unterrichtsalltag viel Zeit beansprucht, ist auch die Gruppenwahl per Zufall ratsam. Dabei ist es wichtig, die Gruppen immer wieder neu zu mischen. Den Zufall kann ein Los entscheiden. Diese Methode ist auch die beste, wenn eine Gruppe zum ersten Mal aufeinander trifft. Auch die Gruppenbildung nach Interessen ist eine gute Möglichkeit im Sprachunterricht. So könnten zum Beispiel Texte zum De-Kodieren nach den Hobbies der Gruppenmitglieder ausgesucht werden. 

Zur Gruppenbildung bei Kindern sei noch gesagt: Kinder lernen besonders gut von älteren Kindern. Im Umgang mit den Großen wird ihnen auch das soziale Rüstzeug vermittelt. Und dies kommt beiden Seiten zugute: Ältere Kinder, die mit jüngeren spielen, bauen unbewusst „Entwicklungsbrücken“: Sie werden kreativer, gestalten simple Spiele, die sie eigentlich nicht mehr interessieren, auf einmal fantasievoller. Die Jüngeren werden von den Großen angespornt und müssen körperlich, emotional und mental oftmals über ihre bisherigen Grenzen gehen.

Tipp zur Auflockerung zu Beginn der Gruppenarbeit und zur Förderung der Gruppenloyalität: Wählt gemeinsam einen Namen für jede Gruppe.

Einen Chef bestimmen

Um eine ausgewogene Einbringung der verschiedenen Gruppenmitglieder sicherzustellen, sollte ein Koordinator bestimmt werden. Dieser ist dafür verantwortlich, dass alle Ideen und Meinungen gehört werden und sich alle Mitglieder akzeptiert fühlen. Er ist für Absprachen mit dem Lehrer und mit den anderen Gruppen zuständig. Er regelt die Gesprächsführung, er achtet darauf, dass die Arbeitsplanung eingehalten und dass gemeinsame Arbeiten gerecht auf alle Gruppenmitglieder verteilt werden.


Steigern Sie die Sprechqualität durch Chorsprechen

Sprachenlernen mit Songs

Das gestützte Sprechen (Mitsprechen, Chorsprechen) von Sätzen und Texten ist eine hervorragende Möglichkeit, das Sprechen der Fremdsprache zu trainieren. Entweder sprechen Lehrperson und SchülerInnen mehrmals gemeinsam den Text oder die SchülerInnen sprechen im Einklang mit einer Audioaufnahme (z. B. Listening-Übung aus dem Schulbuch oder Song).

Nehmen Sie dazu Texte samt Audioaufnahme aus dem Unterrichtsbuch zur Hand. Auch die Reproduktion von Liedtexten und Gedichten eignet sich sehr gut. Aufgrund von Rhythmus, Melodie und Reim prägen sich diese Textsorten leicht ein. Sie werden in spielerischer Form durch das Chorsprechen eintrainiert und können auf unterschiedliche Arten reproduziert: z. B. mit und ohne visuelle Unterstützung (Bilder, Gegenstände), mit variierender Lautstärke, mit Begleitung von Rhythmusinstrumenten und mit Bewegung. Außerdem kann entweder der vollständige Text oder auch ein Lückentext verwendet werden.

Achtung: Sprechhemmungen sollten sich nicht zur Sprechangst formieren. Vor allem schüchterne Kinder sollten die Möglichkeit erhalten, die ersten Versuche in der Klasse im gemeinsamen Sprechen (z.B. Chorsprechen) zu wagen und nicht dazu gezwungen werden sollten, alleine vor der Klasse zu reden. Außerdem sollte am Anfang nicht durch zu viel Korrektur entmutigt werden. Durch das Chorsprechen korrigieren die SchülerInnen ihre Aussprache in der Regel automatisch. Später, wenn es für die Schülerinnen und Schüler normal geworden ist, Englisch zu sprechen, kann verstärkt auf die Sprachrichtigkeit geachtet werden.

Katharina

Über die Autorin / den Autor

Content Managerin und Bloggerin Katharina Rucker beschäftigt sich seit 2011 intensiv mit der Birkenbihl-Methode sowie den Kreativtechniken und Denktools von Vera F. Birkenbihl.

Seit 2014 arbeitet sie als selbstständige Online & Performance Marketerin: www.rucker-marketing.at

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