Für den Deutschunterricht werden Szenen aus dem Buch vor mir als Augmented Reality abgespielt…
Mein Avatar nimmt an Unterricht in virtuellen Klassenzimmern teil und kommuniziert online mit anderen Avataren – TrainerInnen sind real oder Roboter…
Ich habe mein gesamtes Wissen in meinem Lernprofil abgespeichert – der Inhalt wächst und verändert sich mit jeder Lebensminute…
Mein mobiles Lernsystem filtert Informationen, sodass ich nicht mit Daten überflutet werde, sondern genau jene Informationen „zur Hand habe“, die ich in der Situation benötige… Somit bin ich niemals verloren, niemals allein… und lerne ständig.
Die alte, traditionelle Art des Lernens ist ausgelaufen. Quasi unsichtbare „Devices“ die ich Tag und Nacht an mir trage bilden mein persönliches Wissensnetz und liefern situationsbedingte Informationen. Der flexible smart-touch Bildschirm, der sich auf Kreditkartengröße zusammenfalten oder als A0-Poster aufblasen lässt, hat meinen Schlüsselbund, mein Handy, meine Handtasche ersetzt. Es verbindet sich und arbeitet zusammen mit „Umgebungs-Technologien“ – das Leben ist ein einziges Internet. Das Internet der Dinge.
So stelle ich mir die Zukunft des Lernens vor. Und Sie?
Hängen Sie sich nicht auf Ungenauigkeiten der Vorhersagen auf (denken Sie etwa an Back to the Future). Denn genaue Vorhersagen sind nicht der Sinn und Zweck von solch kreativen Werken. Sie halten uns vielmehr einen Spiegel des Jetzt vor und zeigen uns, was in der Zukunft alles möglich sein könnte.
Die Zukunft beginnt heute
Vor 2014 hat ein wissenschaftlicher Mitarbeiter aus den Studentenreihen sein Projekt vorgestellt: Ein Roboter der durch die Bewegung eines Smartphones und Hirnströme gesteuert wird.[1] In einer Welt in der Amateure Roboter mit Gedanken steuern können, fällt es schwer eine Zukunft wie oben geschildert außer Acht zu lassen.
Mobile Zukunft im Klassenzimmer? Resultate dreier Studien
Furió et al[2] wollten mit einem Experiment herausfinden, ob traditionelle Lehrmethoden (Bücher etc., wie wir es von der Schule kennen) oder innovative Methoden (Einsatz von Mobilgeräten) den Schulunterricht effektiver fördern. Schüler lernten über den Wasserzyklus – entweder mit oder ohne Einsatz von Smartphones. Die Resultate haben gezeigt, dass der Einsatz von iPhones zwar bessere Lernresultate ergab, diese aber statistisch insignifikant seien. Prägnant unterschiedlich war jedoch die Motivation der SchülerInnen. Mit iPhone zeigten diese mehr Begeisterung und nahmen aktiver am Unterricht teil.
Eine weitere Studie aus Schweden zeigte ähnliche Ergebnisse auf. Auch wenn die Lernresultate unter Einsatz von Smartphones keinen signifikanten Unterschied ergaben, haben Sie festgestellt, dass diese moderne Lehrmethode das sogenannte erkundungsbasierte Lernen sehr gut unterstützt. Bei dieser Methode steht das selbstständige Erkunden im Vordergrund.[3]
In einer einjährigen Langzeitstudie haben Looi et al[4] herausgefunden, dass die Umstellung auf mobilfreundliches Lehren den gesamten Unterricht erheblich verändert. Der Lehrkörper hat den Unterricht um ein Vielfaches interaktiver gestaltet, mehr Fragen gestellt, Diskussionen und selbstbestimmtes Lernen vor Monologe und Vorträge gestellt.
Integration von Smartphones & Tablets in den Lehralltag: Empfehlung & Ideen für LehrerInnen und TrainerInnen
Tipps von David Parsons[5]
1. Funktionen analysieren und passende einsetzen
Ein Vorteil von Mobilgeräten ist, dass sie in zahlreichen Varianten eingesetzt werden können. Ein Smartphone ist wie ein Schweizer Messer – es kann (fast) alles.
© Stiftung Warentest. Die Angaben basieren auf einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Branchenverbandes Bitkom.
Viele Möglichkeiten, die uns ein Smartphone bietet, kennen wir nicht einmal. Für TrainerInnen heißt das nun: Die verschiedenen Funktionen müssen analysiert werden, um jene herauszufischen, die für den Unterricht vorteilhaft sind.
MLearningTrends hat die verschiedenen Funktionen in vier Kategorien eingeteilt:
Beispiele, wie diese Funktionen für den Unterricht so eingesetzt werden, sodass die Lernziele erfüllt werden, finden Sie in der Tabelle von David Parsons[6].
Verwendung von Mobilgeräten und deren Lernziele:
Funktionen | Lernziele |
Informationssuche und Navigation | Problemlösung und die Fähigkeit, Informationen auf Relevanz zu prüfen; Zusammenfassen von Informationen |
Bild- und Videoaufnahme von persönlichen Erfahrungen | Identitätsfindung; kreieren einer Selbstrepräsentation; Selbstwahrnehmung vs. Fremdwahrnehmung; Bearbeitung von grafischen Daten |
Bild- und Videoaufnahme von Orten und teilen dieser | Erweiterung der geografischen Kenntnisse |
Dokumentation von Lern- und Arbeitserfahrungen | Informationen zusammenfassen und grafisch darstellen |
Verbinden und Kommunikation mit anderen Menschen | Lese- und Schreibfähigkeit; Teamarbeit; Umgang mit virtuellen Arbeitsteams; Diskutieren; Schreiben von Kurz-Essays |
Organisieren von Meetings, Mikro-Koordination | Organisieren und Planen von Aktivitäten |
Die angeführten Funktionen sind mit den zahlreichen zur Verfügung stehenden Apps nahezu unendlich erweiterbar. So kann ein Mobiltelefon als Navigationsgerät dienen, als Taschenrechner, oder sogar als Pulsmesser oder Musikinstrument.
Außerdem gibt es eine Masse an Apps und Online-Kurse, die speziell zum Lernen geschaffen wurden. Brain-Friendly bietet einen MOVIE© Sprachkurs nach der Birkenbihl-Methode (früher Birkenbihl-Sprachen). Durch das mobile Lernen wird auch das Lernen in 10 Minuten Einheiten begünstigt. So nutzen Sie jede Wartezeit und haben Ihr Lernprogramm immer griffbereit.
2. Planen Sie auch mobil-freie Zeit ein!
„We want to make meaning, not just accumulate data“[7].
Das Mobilgerät bzw. das Tablet bietet uns zahlreiche Lernmöglichkeiten und erleichtert uns in vielen Bereichen das Leben. Dennoch können diese Geräte nicht alles ersetzen. Daher ist es wichtig, den Einsatz von Mobilgeräten im Unterricht gezielt zu planen und auch Lernphasen und Aufgaben ohne dieser zu schaffen.
Die Antwort auf die Frage „iPhones im Unterricht – ja oder nein?“ beantworte ich nach den Recherchen als definitives JA. Technologie und Innovation sind ein großer Teil unseres Lebens und können uns viele Aufgaben erleichtern. Nutzen wir die Vorteile!
[1] Parsons (2014). The Future of Mobile Learning and Implications for education and training. Increasing Access through Mobile Learning, Commonwealth of Learning and Athabasca University, Vancouver, pp. 215-229.
[2] Furió, Juan, Seguí und Vivó (2015). Mobile learning vs. Traditional classroom lessons: a comparative study. Journal of Computer Assisted Learning, 31/3, pp. 189-
[3] Nouri, Cerratto-Pargman, Possitto und Ramberg (2012). Learning with or without mobile devices? A comparison of traditional schoolfield trips and inquiry-based mobile learning activities. Research and Practice in Technology Enhances Learning 9/2, pp- 241-262.
[4] Looi, Wu, Seow, Soloway et al. (2014). Implementing mobile learning curricula in a grade level: Empirical study of learning effectiveness at scale. Computers & Education 77, pp. 101-115.
[5] Parsons (2014). The Future of Mobile Learning and Implications for education and training. Increasing Access through Mobile Learning, Commonwealth of Learning and Athabasca University, Vancouver, pp. 215-229.
[6] Vom Autor frei ins Deutsche übertragen und ergänzt.
[7] Shum, S., & Crick, R. (2012). Learning dispositions and transferable competencies: Pedagogy, modelling and learning analytics. In Proceedings of LAK’12 (pp. 92–101). Vancouver, BC, Canada: ACM Press.