17/08/2019

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De-Kodieren von Fremdsprachen mit fremden Schriftsystemen


Wenige hinterfragen die Lernmethode, die uns in der Schule vorgelegt wird. Dabei gibt es zahlreiche andere und bessere Alternativen – wir empfehlen das De-Kodieren beziehungsweise die Birkenbihl-Methode. Das Wort „De-Kodierung“ stammt von Vera F. Birkenbihl. Sie erklärt, dass Sprachen mithilfe von De-Kodierung entschlüsselt werden können. Auch mit dem De-Kodieren lernt man Wortbedeutungen und Grammatik, doch auf eine andere Art. Intuitiver. Anstatt Wort für Wort einen Wortschatz aufzubauen, lernen Sie von Beginn an mit Sätzen und bauen somit einen „Satzschatz“ auf. So lernen Sie nicht nur die Bedeutung eines einzelnen Wortes, sondern so viel mehr – die Anwendung, die Kultur dahinter, ggf. Mehrfachbedeutungen und auch die Grammatik.

Wir verbieten das Grammatiklernen nicht, sondern empfehlen, theoretische Grundlagen als 2. Schritt anzugehen. Denn erst, wenn man die Wörter eines Satzes und die Aussage des Satzes versteht, kann man sich voll auf die Grammatik(regeln) konzentrieren. Jetzt ist Ihr Gehirn bereit, sich mit den Regeln auseinanderzusetzen.

Wie Sie das De-Kodieren in Ihren Lernalltag einbauen und wie Sie Schritt für Schritt vorgehen, haben wir in einem Blogbeitrag sowie in einem ausführlichen eBook bereits beschrieben. Auch Videos dazu gibt es auf unserem YouTube-Kanal. Seit deren Veröffentlichung erreichen uns immer wieder Fragen zum De-Kodieren von Fremdsprachen mit anderen, nicht-lateinischen Schriftsystemen. Aus diesem Grund fassen wir hier die wichtigsten Fragen zusammen.

Bleiben Ihre Fragen dennoch unbeantwortet? Dann schreiben Sie uns – als Kommentar, auf YouTube, Facebook oder per Email an support@takeoff1.com. Wir sind bemüht, Ihnen weiterzuhelfen.


Wie übersetze ich Wörter aus einem Text, wenn ich die Buchstaben nicht lesen kann?

Das betrifft Sie, wenn Sie beispielsweise Russisch bzw. Kyrillisch lernen und lesen lernen möchten, aber auch Chinesisch, Thailändisch und viele weitere Sprachen.

Ich (Katharina) selbst habe mit der De-Kodier-Methode Chinesisch gelernt. Für das Übersetzen habe ich die Schriftzeichen mithilfe eines Online-Wörterbuches übersetzt – einfach die Wörter kopieren und voilà, man bekommt die Übersetzung angezeigt. Es gibt von Leo.org auch ein Chinesisch-Deutsches Wörterbuch. Dort kann man mit der deutschen Tastatur das Wort – sogar Pinyin (=“Ausspracheschrift“) ohne Hinweise auf den Ton (=Aussprachehinweis) – eingeben und bekommt eine Reihe von Übersetzungen angeboten. Hier muss man jedoch noch einmal den Ton (die chinesische Sprache hat 5 unterschiedliche Aussprache-Arten, Töne genannt) überprüfen, um Fehler zu vermeiden.

Über das Internet habe ich mir außerdem angeeignet, wie man chinesische Wörter in einem gedruckten Wörterbuch nachschlägt. Dafür gibt es bestimmt auch für Russisch und andere Sprachen Tipps, die man durch eine Google-Suche findet. Auch das russische Wörterbuch ist nach einem Alphabet angeordnet, es ist also kein großer Unterschied.

Das De-Kodieren dauert anfangs zwar länger, aber dafür habe ich mich schon so intensiv mit den Wörtern beschäftigt, dass ich sie mir sehr schnell gemerkt habe. Beim „Aktiv Hören” (Hören der Fremdsprache und Mitlesen der De-Kodierung) habe ich zuerst die De-Kodierung mitgelesen, nach einiger Zeit in die Pinyin-Zeile gewechselt und erst später in die Zeile mit den chinesischen Schriftzeichen.

Ein YouTube-Zuseher hat uns vor Kurzem nach der Vorgehensweise zum Türkischlernen gefragt. Die Vergangenheitsformen leiten sich im Türkischen nicht von dem Grundwort ab. Er konnte die abgewandelten Wörter also nicht im Wörterbuch finden. In diesem Fall empfehlen wir, mit Online-Wörterbüchern (alternativ auch mit dem Google Übersetzer) zu arbeiten. Hier lassen sich auch Wörter in der konjungierten Verbform etc. nachschlagen.


Wie lerne ich die Aussprache einer Sprache, die ich nicht lesen kann?

Wie man die Wörter und Buchstaben ausspricht, lernen Sie am effektivsten beim Aktiv Hören (einem weiteren Schritt der Birkenbihl-Methode: Fremdsprache hören + De-Kodierung mitlesen).

Im Chinesischen habe ich eine 3-zeilige (bzw. 4-zeilige) De-Kodierung genutzt: die oberste für die chinesischen Zeichen. Ein schöner Nebeneffekt ist dabei, dass die Bildzeichen sich optisch bereits einprägen und man sozusagen mit der Ganzwort-Methode sogar lesen lernt. In die mittlere Zeile schreibe ich den chinesischen Text in lateinischen Buchstaben samt Hinweisen auf die Tonhöhe. In die unterste Zeile schreibe ich dann die Bedeutung des einzelnen chinesischen Wortes auf Deutsch. Hierbei ist die Übersetzung des Dialogs eine Unterstützung (= optionale 4. Zeile).

1.chinesische Zeichen

2.Pinyin (eine Art Lautschrift im lateinischen Schriftsystem: Für Deutschsprachige ist es nicht 100%ig eine Aussprache-Schrift, weil einige Buchstaben etwas anders ausgesprochen werden. Dennoch ist es ein guter Anhaltspunkt und nach kurzer Zeit können Sie die „Lautschrift“ (es ist eher eine Aussprachehilfe, anstatt eine wirkliche Lautschrift) richtig lesen. Hören Sie die Aussprache mehrmals an.)

3.Wort-für-Wort-Übersetzung ins Deutsche (bzw. bei mir teils ins Englische und teils ins Deutsche, weil ich zu der Zeit gerade auf Englisch studierte und mir das leichter fiel).

4.Bei besonders schwierigen Fällen oder wiederkehrenden Phrasen, schreibe ich mir auch gerne die „schöne“ deutsche Übersetzung dazu zum Beispiel:

Mandarin:                     不​客气
Pinyin:                          Bù kèqi
De-Kodierung:              Nein Freundlichkeit
schöne Übersetzung:  Keine Ursache/Gern geschehen/Bitteschön

Zur „Lautschrift“ Pinyin:
Sprachlaute lassen sich mithilfe des Alphabets annähernd wiedergeben. Trotzdem gibt es Abweichungen. Deshalb empfehle ich Ihnen, von Beginn an mit Audioaufnahmen des Übungstextes zu arbeiten, um die richtige Aussprache einzulernen. Wer will, kann sich zusätzlich auch die Ausspracheregeln ansehen, die es für jegliche Sprache auch online zu finden gibt. Für alle Sprachen gibt es auch eine „Lautschrift“, zum Beispiel Pinyin (lateinische „Lautschrift“ mit Tönen) für Chinesisch, die Hepburnsche Umschrift für Japanisch (hier eine detailreiche Erläuterung) oder das auch für andere Sprachen genutzte Internationale Phonetische Alphabet (IPA) für Russisch. Einige Sprachen haben auch erleichternde Zusätze für die Aussprache, wie vokalisierte Texte im Arabischen.


Wie de-kodiere ich fremdsprachige Wörter, die nicht übersetzbar sind?

Oft kommt es vor, dass Fremdsprachen Partikel (das sind „Anhängsel“ an Wörtern) verwenden, die ins Deutsche schlichtweg nicht übersetzbar sind. Dazu zählen Sprachen wie Koreanisch, Türkisch, Ungarisch, Finnisch, Chinesisch usw.

Im Chinesischen gibt es beispielsweise Zählwörter:
Auf Deutsch sagen wir: „Eine Person“.
Auf Chinesisch sagen wir: „Eins gè Person“ (一​个​人, Pinyin: yī gè rén).

Auch im Japanischen gibt es sehr viele Partikel. Dort sind Partikel grammatikalische Hilfswörter – für Japanischlernende aber oftmals eine Qual zum Lernen. Dennoch sind die Wörtchen unverzichtbar, wenn es darum geht, den richtigen Sinn eines Satzes festzulegen.

Beispiele aus dem Japanischen:

Anata ga ii desu.
Anata de ii desu.


Der erste Satz (ga) besagt, dass für den Job nur dieser Bewerber und kein anderer in Frage kommt, während der zweite Satz (de) signalisiert, dass es eigentlich bessere Kandidaten gäbe, aber man sich mit diesem Bewerber zufrieden gibt.

Ano hito wa Meyer-san desu.
Ano hito ga Meyer-san desu.


Der erste Satz (wa) setzt die Frage „Wer ist die Person dort?“ voraus und antwortet mit der Information, dass er Herr Meyer heißt und nicht etwa Herr Schmidt oder Herr Tanaka. Die entscheidende Information steht hinter wa. Beim zweiten Fall (ga) geht die Frage „Welche Person ist Herr Meyer?“ voraus, und die Antwort ist darauf, dass jene Person der gefragte Meyer ist. Die entscheidende Auskunft steht vor ga.

Zugegeben, diese Regeln um Partikel scheinen auf den ersten Blick sehr kompliziert. Vor allem dann, wenn die eigene Muttersprache keine direkte Übersetzung dafür bieten kann.

Das De-Kodieren zeigt auf, wo welche Partikel stehen. So prägt man sich die Satzstellung besser ein. Durch dieses Aufschlüsseln lernen Sie nicht nur die Vokabeln, sondern können auch neue Sätze bilden und mit ein wenig Mut auch kleine Experimente wagen. Vera F. Birkenbihl erzählte in einem Forum persönlich:

Wir empfehlen: Schreiben Sie die Partikel unübersetzt in die De-Kodierzeile. Je mehr Beispielsätze Sie mit dem Partikel lernen, desto einfacher wird Ihnen die Anwendung und das Verständnis dafür fallen. (Oder: Falls Sie eine Übersetzung in eine andere Fremdsprache kennen, die ähnliche oder die selben Partikel verwendet, schreiben Sie diese in der De-Kodierzeile auf.)

„Den Unterschied zwischen Niederländisch-Deutsch und Türkisch-Deutsch zeige ich auf, indem ich WORT und WORTTEIL-KÄRTCHEN auf den Tisch lege und hin und herschiebe. Da sieht man auf einen Blick, wo “das blaue” hingerutscht ist. Mehr noch, man kann damit SPIELEN und die Bewegung mehrmals durchziehen, solange, bis man den de-kodierten “pseudodeutschen” Satz ohne Probleme “verstehen” kann. Dann auf zum nächsten Satz.“

Ob durch das „Kärtchenschieben“ oder Lesen mehrerer Sätze mit dem besagten Partikel – Sie werden sehen, man entwickelt schnell ein Gefühl für die zuerst so fremde Sprache.

Beispiele aus dem Chinesischen:

Mandarin噢,我 明白了.
Pinyinō, wǒ míngbái le.
De-KodierungOh, ich verstehen le.
BedeutungOh, ich verstehe.
Mandarin一​个​人
Pinyinyī gè rén
De-KodierungEins Person
BedeutungEine Person
Mandarin一​所​房屋
Pinyinyī suǒ fángwū
De-KodierungEins suǒ Gebäude
BedeutungEin Gebäude
Mandarin我​可以​吗?
PinyinWǒ kěyǐ ma?
De-KodierungIch kann ma?
BedeutungDarf ich?
Mandarin你​看​得​透​吗?
PinyinNǐ kàn dé tòu ma?
De-KodierungDu sehen bekommen durchdringen ma?
BedeutungBlickst du da noch durch?

Wie übersetze ich Endungen und Abwandlungen von Verben?

Übersetzen Sie einen Satz zuerst Wort für Wort in die Grundform, wie es der Übersetzer (am besten ein Online-Wörterbuch) vorschlägt. Danach lesen Sie den Satz nochmal. Überlegen Sie sich folgendes: Wie könnten Sie die Übersetzungen (De-Kodierungen) anpassen, um ein etwas „schöneres” Deutsch zu erhalten? Ändern Sie so die Verben in die richtige Form und fügen Sie Endungen hinzu. Dieses De-Kodieren im Satzzusammenhang bedarf anfangs etwas Übung, doch Sie kommen mit der Zeit immer besser hinein.

Tipp: Lernen oder beherrschen Sie bereits mehrere Sprachen? Dann de-kodieren Sie Wörter, wo sinnvoll, auch in andere Sprachen. Oft sind Wörter und Endungen nicht in die Muttersprache übersetzbar – vielleicht aber in eine andere Sprache, die Sie kennen?

Beispiele:

RussischМеня зовут павел
UmschriftMenya zovut Pavel.
De-KodierenMich nennen-sie Pavel.
BedeutungIch heiße Pavel.
Russischпришли́ де́вушки в ле́с, стали собира́ть грибы́.
UmschriftPrischli djewuschki w ljes, stali sobirat’ griby.
De-KodierenSind-gekommen die Mädchen(-die) in den Wald, begannen zu-sammeln Pilze(-die).
BedeutungDie Mädchen kamen in den Wald und begannen, Pilze zu sammeln.
Russischви́дит стои́т избу́шка.
UmschriftWidit stoit isbuschka.
De-KodierenSie-sieht es-steht eine-Holzhütte(-die).
BedeutungSie sehen eine Holzhütte stehen.


Wie eine Sprache aufgebaut ist – ob fremdes Schriftsystem oder nicht – wird durch die De-Kodierung sichtbar. Das ist unheimlich spannend und motiviert fortlaufend, tiefer in die Fremdsprache einzutauchen.

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Wir haben ein eBook und einen Blogartikel zum Thema De-Kodieren verfasst:
https://blog.brain-friendly.de/2018/04/einfach-sprachenlernen-mit-de-kodierung-nach-vera-f-birkenbihl/
und https://www.brain-friendly.de/books

Katharina

Über die Autorin / den Autor

Content Managerin und Bloggerin Katharina Rucker beschäftigt sich seit 2011 intensiv mit der Birkenbihl-Methode sowie den Kreativtechniken und Denktools von Vera F. Birkenbihl.

Seit 2014 arbeitet sie als selbstständige Online & Performance Marketerin: www.rucker-marketing.at

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