12/02/2021

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Hintergrundhören – so sprechen Sie die Fremdsprache perfekt

Von Katharina Rucker

12/02/2021


Die Übung Hintergrundhören ist so einfach wie genial: Wenn man einen Text, den man schon kennt und versteht, immer wieder anhört, legt das Gehirn die benötigten Nervenbahnen an, damit man den Text danach selbst perfekt sprechen kann. Dabei müssen sie nicht mal aktiv zuhören, sondern lassen das Audio einfach endlos, im Hintergrund, laufen. Das Unterbewusstsein arbeitet für uns – es verarbeitet das bereits Gelernte. 


Zuhören bereitet Sie auf das Sprechen vor

Tatsächlich beginnen Menschen mit dem aufmerksamen Zuhören bereits im Uterus, vor der Geburt. Lautfolgen können Babys im Bauch eher nicht unterscheiden, jedoch lauschen sie den Betonungen sehr genau. Bereits wenige Sekunden nachdem Säuglinge das Licht der Welt erblicken, wenden sie ihr angesammeltes Wissen an: Sie schreiben, und zwar so, wie es in ihrer Muttersprache „normal“ ist. Französische Babys schreien mit ansteigender Tonhöhe, deutsche Babys mit sinkender. Obwohl Babys noch kein einziges Wort verstehen, imitieren Sie die Muttersprache bereits auf sehr einfache Weise, weil sie der Muttersprache gelauscht haben und die Sprachmelodie unbewusst gelernt haben. 

Dieser Vorgang funktioniert auch bei Kindern und Erwachsenen. Mehrmaliges – am besten ständiges – Hören der Fremdsprache gibt dem Gehirn die benötigte Zeit, um die Sprache später perfekt sprechen zu können. Das Unterbewusstsein verarbeitet die Informationen und legt neue Synapsen im Gehirn an. Es baut ganz selbstständig und selbstverständlich jene Nervenbahnen auf, die für das perfekte Sprechen einer Fremdsprache nötig sind. Das kostet keine Zeit, denn Sie delegieren die Lernarbeit an Ihr Unterbewusstsein – aktiv müssen Sie dafür nichts tun. Der Schlüssel ist, durch Nachahmung zu lernen wie ein kleines Kind. 


Hören Sie die Fremdsprache so oft wie möglich

Hintergrundhören hat auch mit den so wichtigen Wiederholungen neuer Informationen zu tun. Die Macht der Wiederholung lässt Sie in allen Lebensbereichen immer besser werden. Darum senden Unternehmen ihre Werbung nicht nur ein Mal, sondern regelmäßig. Ziel der Werbung ist es, in Ihrem Gehirn eine möglichst dicke Nervenbahn zu erschaffen. 

Je fremder die Sprache, desto wichtiger ist das Zuhören. So liegen Europäern die asiatischen oder afrikanischen Sprachen nicht ganz so locker auf der Zunge. Umso wichtiger ist es, sich von Anfang an mit der Sprache vertraut zu machen und sich so oft als möglich damit zu umgeben. 

Als Richtwert gilt: Hören Sie einen Text von etwa 300 Wörtern über 6 bis 9 Tage und Nächte hinweg, dann sollte Ihr Gehirn genug Zeit haben, um alle Vorkehrungen zu treffen. Doch machen Sie sich um das „Wie oft“ keine Gedanken; Sie werden es merken, wenn Sie genug gehört haben. Von einem Tag auf den anderen beginnen Sie nämlich mit sehr guter Aussprache den Text nachzuplappern – im Auto, unter der Dusche, beim Kochen … Das ist das Zeichen: der physische Prozess ist beendet. 

Nun beginnt das aktive Üben. Dieser Lernschritt ist jedoch viel kürzer geworden, denn das Unterbewusstsein hat gut vorgearbeitet. Beim Üben geht es jetzt nur noch darum, die Scheu abzulegen. Eine sehr gute und einfache Übung dafür ist das Chorsprechen. Dabei sprechen Sie, wie der Name schon sagt, im Chor mit der Aufnahme. Details zum Chorsprechen gibt es hier: Chorsprechen


Welche Audioaufnahmen sind zum Hintergrundhören geeignet?

  • Geeignet sind alle Aufnahmen, die von Muttersprachlern gesprochen werden.
  • Die Datei sollte als mp3 downloadbar sein, damit Sie die Aufnahme auf Ihr Smartphone, auf Ihren Laptop etc. spielen können, um sie jederzeit griffbereit und abspielbar zu haben.
  • Es sollte sich nicht um lange Romane handeln, sondern um eher kurze Texte von maximal 600 Wörtern.
  • Der Inhalt sollte Sie persönlich interessieren. Dadurch sind Sie motivierter und bleiben mit Begeisterung am Ball.
  • Songs/Lieder eignet sich hervorragend, denn es gibt immer Lyrics dazu (z.B. im Internet, einfach in der Suchmaschine danach suchen) und man kann sie ohne Ermüdung in Endlosschleife hören.

Wann kann ich mit dem Hintergrundhören beginnen?

Sie können sofort mit dem Hintergrundhören beginnen. Wenn Sie die Fremdsprache noch nicht verstehen, Anfänger sind bzw. der Text für Sie großteils neu ist, werden Sie die Sprachmelodie, den Sprachrhythmus und die Laute kennenlernen und im Gehirn verankern. So wie ein Baby im Mutterleib. Dadurch wird Ihnen die Fremdsprache vertraut und es fällt Ihnen leichter, in den aktiven Lernprozess einzusteigen. 

Das Hintergrundhören bereits bekannter Texte (wenn Sie den Text zu mindestens 80 % verstehen) eignet sich zum Sprechenlernen mit perfekter Aussprache. Sie kennen die Wörter schon und lernen durch das Hintergrundhören unterbewusst das Sprechen. Zusätzlich kann Ihr Gehirn die Bedeutung der wenigen unbekannten Wörter (max. 20 % des Textes) dazureimen und so den Wortschatz ausweiten.

So oder so – Hintergrundhören macht einfach Sinn! Und das Beste daran ist, dass Sie überhaupt keine Zeit dafür einplanen müssen. Das Unterbewusstsein hört für Sie zu und übernimmt die Arbeit. Und Sie dürfen sich auf eine perfekte Aussprache freuen. Viel Spaß!

Katharina Rucker

Über die Autorin / den Autor

Katharina Rucker ist Content Managerin und Bloggerin und beschäftigt sich seit 2011 intensiv mit der Birkenbihl-Methode sowie den Kreativtechniken und Denktools von Vera F. Birkenbihl. Ihre Begeisterung für Bildung und Sprachen wurde wohl durch das Lehrer-Elternhaus geprägt und später durch ein internationales Studium und Auslandsaufenthalte verstärkt. Die Birkenbihl-Methode begeisterte sie sofort – auf eine lockere Art und Weise Sprachenlernen, ganz anders, als im Unterricht. Diese Methode sollte jeder kennen.

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