„Eine Russin hat mir letztens erzählt, dass im Russischen das Wort „Sportsman“ aus dem Englischen übernommen wurde: спортсмены – augesprochen sportsmeny“
„Oh really? I didn’t know that.“
Diesen Austausch zwischen einer Mutter und der Native Speaker und Kindergarten-Mitarbeiterin Jane Semlitsch konnte ich nach einem wirklich interessanten Interview im AVL List Betriebskindergarten in Graz, Österreich, mitverfolgen.
Zwei Dinge haben mich dabei fasziniert: Erstens, der Dialog in Englisch und Deutsch. Jane spricht im Kindergarten nur Englisch, ist Australierin und als Native Speaker im zweisprachigen Kindergarten angestellt. Die Mutter ist internationale AVL-Mitarbeiterin und wechselte im Gespräch zwischen Deutsch und Englisch. Ihr kleiner Sohn war auch dabei und erzählte Jane beiläufig von Australien, das derzeitige Hauptthema im Kindergarten – auf Englisch.
Das zweite Faszinierende war das Gesprächsthema an sich. Verschiedene Sprachen, deren Unterschiede und Gemeinsamkeiten, Kulturen und interkulturelle Erfahrungen sind alltägliche Themen, mit denen sich Kinder, Eltern und PädagogInnen beschäftigen.
„Je früher, desto besser“
– Roland Sommer, Director of Public Affairs, AVL LIST GMBH.
„Viele der Eltern sind im internationalen Projektgeschäft tätig und müssen Englisch sprechen. Die Notwendigkeit von Fremdsprachenkenntnissen wird also hoch angesehen und da sehen Eltern es auch für ihre Kinder als wichtig an, mehrere Sprachen zu lernen. Und wir alle wissen: „je früher desto besser“, so Roland Sommer. Für die zweisprachige Entwicklung der Kinder setzt das Unternehmen AVL LIST im zweisprachigen Kindergarten in Graz den Grundstein.
Der bilinguale Betriebs-Kindergarten
Im September 2013 eröffnete der Betriebskindergarten der AVL LIST in Graz seine Pforten für Kinder von AVL-MitarbeiterInnen. Integration, Inklusion, multikulturelle Vielfalt und eine vorurteilsbewusste Pädagogik sind wichtige Bestandteile des Kindergartenalltags. Dies wird unter anderem mit dem Konzept „Early English“ erreicht. Die 1-6-Jährigen werden in der Erstsprache und gegebenenfalls auch in der Zweitsprache, wenn die Muttersprache nicht Deutsch ist, gefördert. Zusätzlich wird auf spielerische Art die internationalste aller Sprachen vermittelt: Englisch.
Eine Person – eine Sprache
– Jane Semlitsch, Native Speaker im AVL LIST Kindergarten & Kinderkrippe
„Eine Person – eine Sprache“ – das ist das Erfolgskonzept der zweisprachigen Erziehung. „Wenn Mutter und Vater verschiedene Muttersprachen haben, soll immer die gleiche Person die eine Sprache sprechen, die andere die andere Sprache“, so Jane. Dieser Grundsatz gilt auch für den Kindergarten. „Native Speaker sprechen Englisch, andere Betreuerinnen oder Pädagoginnen nicht“, fügt Michaela Leitner, Leiterin des Kindergartens und der Kinderkrippe hinzu. „Auch untereinander gilt dieses Prinzip. Wenn ich mit Jane spreche, spreche ich Deutsch und sie antwortet mir auf Englisch. Diese Konsequenz ist für die Kinder wichtig. Verwirrt von den verschiedenen Sprachen werden sie nur, wenn es keine klaren Regeln gibt, d.h. wer spricht welche Sprache.“
Pauken verboten – wir nehmen ein „Sprachbad“
„Im Kindergarten ist das in den Alltag integriert. ‚Immersion Technique’ nennt man das, also ‚Sprachbad’. Die Kinder erleben alles auf Deutsch wie auch auf Englisch“, erklärt Michaela Leitner. So erlernen die Kinder die Zweitsprache genauso wie die Muttersprache. Da die Kinder nur perfektes Englisch von Native Speakern hören, erlernen Sie die Sprache wirklich akzentfrei.
„Kinder lernen keine Vokabeln – kein Übersetzen. Sie akzeptieren die neuen Bedeutungen/Wörter einfach“, Jane Semlitsch.
Beispiel Grammatik: Die „ing-Form“ im Englischen-Form.
Sogar die Kinder bilden jetzt schon if-sentences. Michaele: „Da denk ich mir ‚ach Gott, wie lange hab ich gebraucht um das in der Schule zu verstehen…’ Ich hab es 8 Jahre in der Schule probiert und hab es zu 90% falsch gemacht. Unsere Kinder können es jetzt schon – ohne Erklärung von LehrerInnen. Das ist intuitives Lernen!“
Beispiel „False Friends“: become vs. bekommen und eagle vs. Igel
Durch Konversationen verstehen die Kinder, dass das Wort zwar gleich klingt, aber nicht das gleiche bedeutet. „Beim Auswendiglernen vertut man sich sehr leicht – unseren Kindern wird es definitiv nicht so gehen, weil sie es im Alltag spielerisch und nebenbei lernen und dadurch wirklich verstehen.“, sagt Michaela.
Neben den alltäglichen Konversationen auf Englisch baut Jane auch gezielt Englisch-Einheiten in den Alltag mit ein. So gibt es jeden Morgen die „Story Time“. Bei den Geschichten versucht die Native Speakerin auf vorhandene Englischkenntnisse aufzubauen, „denn sonst werden Kinder schnell frustriert und zeigen Abneigung“. Jeden Tag kommt etwas Neues hinzu.
1. Satz nach 2 Wochen?
Die Kinder fangen zu unterschiedlichen Zeiten an selbst Englisch zu sprechen. Bei dem einen Kind dauert es ein Jahr, beim anderen nur zwei Wochen. „Oft fängt es so an, dass Kinder ein paar Wörter im deutschen Satz mit einem englischen austauschen, wie zum Beispiel: ‚Schau Jane, da ist eine Spider [Spinne]’. Im Fachvokabular spricht man dabei von ‚Code Switching’“. Jane: „Das ist ganz normal. Manchmal gibt es einfach ein Wort im Englischen, das in diesem Moment besser in den Satz passt.“
Das Mixen von Sprachen in einem Satz oder Kommentar ist also kein Grund zur Beunruhigung – ganz im Gegenteil! „Sobald man über eine Sprache beim Sprechen nicht mehr gezielt nachdenken muss, passiert das eben,“ sagt Jane. Das wurde auch bereits in verschiedenen Studien bewiesen[1].
Kinder verstehen eine neue Sprache sehr schnell – das Sprechen kommt dann etwas später“, so Michaela Leitner. Auch wenn sie zuerst nur wenig sprechen, merkt man, dass sie alles verstehen. Sie antworten beispielsweise intuitiv auf Janes Fragen: „When are you allowed to blow?“ Kinder: „at the end“.
Jane: „In der 2. Kindergartenwoche vor 2 Jahren, als die AVL den Kindergarten eröffnet hat, hat ein Bub schon gesagt: „Ich hab schon ‚Wash your hands’ gemacht!“. Das war in einer Situation vor dem Waschbecken. Der Bub hat das gesagt, weil ich es immer so gesagt habe – und das hat er sofort aufgeschnappt.“
Kinder können mit dem Schulstart auf Englisch kommunizieren.
Da der Kindergarten 2013 eröffnet hat, gibt es leider noch keine Erfolgsgeschichten von Kindern, die von Kindergartenbeginn oder gar Krippenbeginn an bis zum Schulstart bei uns sind. Kinder, die sehr früh mit der Kinderkrippe starten (mit 1-2 Jahren) sind 3 Jahre in der Krippe und danach weitere 3 Jahre im Kindergarten.
Michaela: „Wir glauben, dass Kinder die jetzt 1 1/2, fast 2 Jahre bei uns sind, bis zum Schuleintritt perfekt Englisch sprechen können. Die 5-6-Jährigen kommunizieren schon sehr viel auf Englisch. Sie beginnen sogar eigenständig zu übersetzen – zum Beispiel bei der ‚Story Time’. Zu Beginn haben sie zwar verstanden, aber nicht übersetzen können. Wenn ich sie gefragt habe, ’wie heißt dieses Tier auf Englisch?’ haben sie es nicht beantworten können, obwohl sie es im Zusammenhang verstanden haben. Jetzt mit 5-6 Jahren können sie sogar aktiv übersetzen“. Dabei ist zu bemerken, dass Übersetzen zu den schwierigsten Fähigkeiten beim Fremdsprachenlernen gehört.
Jane: „Bei der Story-Time übersetzen die Kinder spontan und unaufgefordert auf Deutsch. Ich glaube das tun sie um zu sehen, ob sie es wirklich richtig verstanden haben und auch um zu zeigen ‚Seht her was ich kann!’. Die Kinder sind stolz drauf – das steigert ganz nebenbei das Selbstbewusstsein enorm“.
Was passiert nach dem Kindergarten?
Jane: „Wenn Kinder in die Schule GIBS kommen, müssen sie nicht aktiv die Sprache lernen – also Vokabeln oder Grammatik lernen. Das ist ein großer Vorteil. Lesen und schreiben lernen sie auch automatisch. Das Problem kommt jedoch dann, wenn eine 3. Sprache dazukommt. Dann wissen sie nicht, wie sie eine Sprache lernen sollen, denn Vokabeln lernen oder ähnliches kennen sie nicht“.
Generell entwickeln sich die Englischfähigkeiten nach dem Kindergarten nicht so weiter, wie es sein könnte, darüber sind sich die Interviewpartner einig. Kaum eine Schule hat im Fremdsprachenunterricht einen Native Speaker zur Verfügung, was für den Spracherwerb wichtig wäre. Englisch ist im Alltag danach einfach nicht mehr so intensiv integriert. „Jane wird versuchen, ein bis zwei Tage die Woche an der Schule zu hospitieren“, erzählt Michaela Leitner von den Vorhaben in der Zukunft.
AVL-Kindergartenkinder lernen für’s Leben
Eine Fremdsprache ganz nebenbei und mit Spaß lernen. Vielleicht sogar eine dritte Sprache erlernen. Verständnis und Mitgefühl für andere Kulturen. Bessere Sprachmöglichkeiten und Zuhörfähigkeiten. Geistige Beweglichkeit auch in anderen Bereichen (= erweiterter Horizont und „out of the box-Thinking“). Zweisprachigkeit hat nachweislich zahlreiche Vorteile[2].
Das Interview im AVL LIST-Kindergarten hat mich fasziniert und inspiriert. Viele von uns würden alles dafür geben, ganz einfach eine oder mehrere Fremdsprachen sprechen zu können. Ohne Pauken. Ohne Test-Stress. Ohne Sprechangst.
Können Erwachsene eine Fremdsprache so lernen wie Kinder es tun?
Brain-Friendly hat Sprachlernprogramme entwickelt, welche die Vorteile des kindlichen Lernens mit den Vorteilen der erwachsenen Fähigkeiten (z.B. Lesen) verbindet. Das Lernen wie damals bei der Muttersprache geschieht so intuitiv wie bei einem Kind. Um den Prozess zu beschleunigen nutzt man die Lesefähigkeit und die Sicherheit in der Muttersprache, welche man seit der Kindheit erlernt hat.
Bei Brain-Friendly lernen Sie in 2 Schritten:
- VERSTEHEN: Durch das Hören der Fremdsprache (Native Speaker) und dem Mitlesen einer Wort-für-Wort-Dekodierung in die Muttersprache. Dadurch erlernen Sie Wortbedeutung und Grammatik mithilfe Ihrer Muttersprache.
- SPRECHEN: Durch Zuhören der Fremdsprache (Native Speaker) Tag und Nacht. Wie damals als Kind…
Mehr zu Brain-Friendly MOVIE© Sprachkursen und der dahinter stehenden Birkenbihl-Methode zum Sprachenlernen erfahren Sie hier:
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Interview am 7. Mai 2015 in Graz mit:
ROLAND SOMMER – Director of Public Affairs AVL LIST GMBH, Graz
MICHAELA LEITNER – Leitung AVL Kinderkrippe / AVL Kindergarten, AVL LIST GMBH, Graz
JANE SEMLITSCH – Native Speaker AVL Kinderkrippe /AVL Kindergarten, AVL LIST GMBH, Graz
[1] Anastasia Schmidt (2014). Between The Languages: Code-Switching in Bilingual Communication. Hamburg: Anchor Academic Publishing.
[2] Jana Hauschield. Wie früh sollten Kinder eine zweite Sprache lernen?
Danielle Bengsch. Mehrsprachigkeit verschafft geistigen Vorsprung.
Detlef Heints, Jürgen Eugen Müller, Ludger Reiberg (2006). Mehrsprachigkeit macht Schule. Düsburg: Gilles & Francke Verlag.