16/02/2014

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Lerngruppen – Motivation oder Ablenkung?

Von Katharina Leitner

16/02/2014


Gemeinsam lernt man besser als allein. Stimmt das? Inwieweit ist Interaktion mit anderen Lernenden sinnvoll und hilfreich für den Lernprozess? Wann und in welcher Form ist Gruppenlernen gut für Sie? 

 

Motivation durch Wettbewerb vs. Angst vor Bewertungen

„Ich will der Beste sein!“
Allein durch die Anwesenheit anderer Personen wird eine Wettbewerbssituation hervorgerufen, welche Einzelpersonen dazu motivieren kann, sich noch mehr anzustrengen. Außerdem sind Sie motivierter, wenn Sie sich als (wichtiger) Teil einer Gruppe ansehen – soziale Identifikation mit einer Gruppe Gleichgesinnter verstärkt die Motivation. Am höchsten ist die Motivation, wenn man beides miteinander verbindet: Eine Gruppe, mit der Sie sich sehr gut identifizieren können in Konkurrenz mit einer anderen Gruppe.

„Was denken die anderen von mir?“
Doch Vorsicht: Bei schwierigen Aufgabenstellungen steigt die Angst vor Bewertungen durch andere – vor allem, wenn Sie sich Ihrer Leistungsqualität unsicher sind. Durch diese Angst können Sie von der eigentlichen Aufgabenstellung abgelenkt sein – Sie können sich also nicht mehr auf das Wesentliche konzentrieren. Diese Bewertungsangst findet man meist am Anfang des Lernprozesses.

 

Beispiel SPRACHEN LERNEN:
Lernen Sie in der Anfangsphase alleine. Dazu können Sie etwa elektronische Selbstlernprogramme nutzen. Oder Sie tauschen mühsames Vokabelpauken durch spannendes De-Kodieren (Wort-für-Wort-Übersetzen, Erklärung in diesem Video) aus: Die Bedeutung der fremden Wörter wird in der Gruppe Wort für Wort (aber dennoch im Zusammenhang des Satzes) übersetzt und so intuitiv richtig aufgenommen. De-Kodieren macht alleine, aber auch in der Gruppe Spaß – da wird aus dem langweiligen Vokabeln pauken ein lustiges „Stadt-Land-Fluss“-Spiel. Sie sparen dadurch mindestens 50 % der Lernzeit!

 

Sobald Sie die Wörter eines Textes verstehen, ist es wichtig, dass Sie viel zuhören, um die benötigten Nervenbahnen für das Sprechen anzulegen. Zur Einübung bereits gelernter Inhalte können Sie dann den positiven Effekt der Wettbewerbssituation nutzen: Üben Sie das Sprechen in Gruppen, besprechen Sie den Inhalt eines fremdsprachigen Films, spielen Sie Lebens- und Arbeitssituationen nach … die Möglichkeiten sind endlos.

Qualitätssteigerung vs. Soziales Trittbrettfahren

„In der Gruppe sind wir besser!“
Qualitative Verbesserungen der Gesamtleistung haben in Gruppen verschiedene Hintergründe, allen voran die diversen Perspektiven und Herangehensweisen der einzelnen Gruppenmitglieder. In der Gruppe bearbeitet man ein Problem meist tiefgründiger und die Lösungsansätze sind kreativer. Das ist darauf zurückzuführen, dass jeder und jede in der Gruppe mit einem anderen gelernten Wissen, anderen Fähigkeiten und anderen Erfahrungen an die gestellten Aufgaben herangeht. Je unterschiedlicher die GruppenteilnehmerInnen sind, desto vielfältiger sind auch die Lösungsansätze.

„Keiner hört auf mich!“
Unterdessen kann eine Gruppe aber auch Nachteile mit sich bringen. Neben der Bewertungsangst spielt auch Produktionsblockierung eine Rolle: In Gruppen gehen die eigenen Ideen oftmals unter; Beiträge werden überhört oder vergessen. Oft kommen Sie erst gar nicht dazu, Ihre Meinung kundzutun.

ABC-Listen: Sie können zum Beispiel bei Problemlösungen oder bei Brainstorming-Meetings bis zu 90% Ihrer Zeit mit der ABC-Technik von Vera F. Birkenbihl sparen und jedes Teammitglied bringt sein Know How ein.

„Es weiß eh keiner, dass ich das war.“
Gleichzeitig fühlen sich Mitglieder in einer Gruppe anonymer, wodurch soziales Trittbrettfahren ermöglicht wird: Das Resultat stellt ein Gruppenergebnis dar, das nicht individuell entlohnt/belohnt wird. Diese Denkweise demotiviert und bringt viele dazu, sich weniger einzubringen.

Einer sollte koordinieren!
Um eine ausgewogene Einbringung der verschiedenen Gruppenmitglieder sicherzustellen, sollte ein Koordinator bestimmt werden. Dieser ist dafür verantwortlich, dass alle Ideen und Meinungen gehört werden und sich alle Mitglieder akzeptiert fühlen.

Lernen von Teamarbeit vs. Matthäus-Effekt

„Ich bin ein Team-Player.“
Neben den eigentlichen Lerninhalten lernen Sie in Gruppen auch Teamarbeit – Sie entwickeln zwischenmenschliche Fähigkeiten und solche, die eine Teamarbeit fördern.

„Ich mach das, was ich am besten kann.“
Andererseits bleibt man oft in fachlicher Hinsicht stehen, weil jedes Gruppenmitglied diejenigen Aufgaben übernimmt, die es ohnehin am besten beherrscht. Der Erfolg der Gruppe basiert in diesem Fall auf früheren Errungenschaften anstatt auf der gegenwärtigen Leistung und Entwicklung der Mitglieder. Dieses Prinzip bezeichnet man als den „Matthäus-Effekt“.

Wie groß soll die Gruppe sein?

Um in der Gruppe nicht nur fachlich sondern auch in Sachen Teamarbeit zu profitieren, sollten Sie idealerweise einer kleinen homogenen Gruppe angehören, die langfristig besteht und in der bereits persönliche Beziehungen existieren. Eine Gruppe von fünf bis acht Mitgliedern bewährt sich dabei am besten.

Außerdem ist es ratsam, die Aufgaben immer wieder neu zu mischen: Mitglieder sollten hin und wieder auch Risiken eingehen, um sich fachlich weiterzuentwickeln.

Die Vorteile der Lerngruppen können auch in virtuellen Lerngruppen ausgeschöpft werden

Die Koordination von Terminen ist in Gruppen immer schwierig. Warum also nicht auf moderne Medien umsteigen, die die Terminabstimmung erleichtern?

Virtuellen Lerngruppen bieten vor allem durch die örtliche und zeitliche Entzerrung Vorteile. Zusätzlich können produktivitätshemmende Faktoren wie Bewertungsangst, soziales Trittbrettfahren und Produktivitätshemmung durch eine gezielte Auswahl der Mitglieder sowie die Anonymität, die das virtuelle Leben bietet, umgangen werden.

Angst, nicht am Ball bleiben zu können? Für viele Arten der Visualisierung gibt es Tools, die sowohl offline als auch online verwendet werden können. Diese helfen dabei, jedes Mitglied auf dem gleichen Wissenstand zu halten.

Nachhilfeunterricht sparen durch Lerngruppen?

Vera F. Birkenbihl verlangte schon vor Jahrzehnten, dass wir das Vokabeln pauken stoppen und stattdessen de-kodieren. Dabei übersetzt man einen fremdsprachigen Text Wort für Wort. Somit lernt man die Bedeutung der Wörter und zugleich auch deren Verwendung im Sprachgebrauch.

De-Kodieren (die Birkenbihl-Methode) kann sogar ein Kind alleine, doch lustiger ist es doch immer in der Gruppe. Lassen Sie Ihr Kind am Anfang die Texte der vorangegangenen Lektionen de-kodieren (gehen Sie ca. 4-5 Lektionen zurück). Sobald der alte Stoff aufgenommen ist, sollte Ihr Kind immer eine Lektion vorauslernen, also die Texte de-kodieren. 10 Minuten täglich reichen bereits aus! In ca. sechs Wochen werden Sie Erfolge sehen! Und Ihr Kind hat (wieder) Spaß am Lernen.

Katharina Leitner

Über die Autorin / den Autor

Content Managerin und Bloggerin Katharina Leitner beschäftigt sich seit 2011 intensiv mit der Birkenbihl-Methode sowie den Kreativtechniken und Denktools von Vera F. Birkenbihl.

Seit 2014 arbeitet sie als selbstständige Online & Performance Marketerin: www.rucker-marketing.at

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