24/08/2014

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Sprachen lernen vs. Sprachen sprechen

Von Katharina Leitner

24/08/2014


Denken Sie mal an Ihren Englischunterricht in der Schule. Was fällt Ihnen da ein?

Den meisten Befragten fallen dazu Vokabeltests und Regelwerke ein. Englische Kommunikation steht auf der Liste der Erinnerungen ganz weit unten. Sich auf Englisch zu unterhalten wird bis heute nur selten gelernt. Viel zu viel Wert wird auf Grammatikregeln und Vokabeltests gelegt. Dabei sind das Pauken, Lernen und Sprechen ganz unterschiedliche Dinge.

Seit den 80ern wird „Kommunikationsfähigkeit“ als Ziel des Sprachenunterrichts groß geschrieben. Das „Sprechen können“ soll an die Stelle des Sprachwissens treten. Doch was bedeutet das?

Haben Sie schon einmal jemanden gefragt: „Wissen Sie Englisch?“. Bestimmt nicht, denn Wissen ist Theorie. Vielmehr würden Sie fragen: „Können Sie Englisch?“ oder „Sprechen Sie Englisch?“. Damit erfragen Sie eine Fähigkeit bzw. eine Tätigkeit.

Das Bildungssystem hat sich damit zufrieden gegeben, dass die vier Fertigkeiten Sprechen, Hören, Lesen und Schreiben gegenüber dem Übersetzen und den Grammatikkenntnissen an Bedeutung gewannen.

Trotz der kommunikativen Wende wird die Sprechfertigkeit häufig immer noch nicht ausreichend gefördert. Mündliche Kommunikationsfertigkeit wird oft als Nebenprodukt meist schriftlicher Übungen gesehen, durch die Einzelelemente wie Vokabular oder Grammatik gefördert werden sollen. Wirkliche Kommunikation in der Zielsprache ist laut Bildungs-Autor Henning Bolte[1] immer noch kein selbstverständlicher Teil des Unterrichts. Lehrkräfte haben damit nach wie vor wenig Routine.

Pauken verboten!

Wer Vokabeln und Regeln auswendig lernt, wird die Fremdsprache nie fließend sprechen können. „Die herkömmliche Methode des Erlernens einer Fremdsprache stammt aus dem Mittelalter und ist für weniger als drei bis vier Prozent aller Menschen geeignet. Da ist es nicht verwunderlich, dass nur ca. 20 Prozent derjenigen, die eine Sprache gelernt haben, diese auch wirklich sprechen können“, so Emil Brunner, Geschäftsführer von Brain-Friendly.

Kleinkinder, welche sich Schritt für Schritt die Muttersprache aneignen, pauken auch keine Vokabeln; die Sprache kommt von ganz alleine. Sprache muss wie eine Fähigkeit erlangt werden. Das Wissen dahinter, also Form und Strategie, sollte man erst dann lernen, wenn man ein gutes Grundwissen aufgebaut hat. Wichtig: Zuerst lernen Sie eine Fremdsprache zu verstehen!

Das lästige Vokabelpauken kann durch ganz einfache De-Kodier-Übungen ersetzt werden: Übersetzen Sie einen englischen Satz Wort für Wort in die Muttersprache – dadurch erlernen Sie die Bedeutung der Wörter und die Grammatik der fremden Sprache.

Die Vorteile des De-Kodierens

  1. Vertikal (von oben nach unten) erlernen Sie die Bedeutung der Wörter. In der oberen Zeile steht die Fremdsprache, in der unteren schreiben Sie selbst die Wort-für-Wort-Übersetzung auf. Dabei erlernen Sie intuitiv auch mögliche Mehrfach-Bedeutungen von Wörtern à z.B. das spanische „que“ kann bedeuten: dass, weil, was, wo…
  1. Horizontal (von links nach rechts) erlernen Sie den Aufbau der Sprache, also die Grammatik. Und das ganz automatisch – ohne Regeln zu lernen! Durch die Stütze der Übersetzungen eröffnen Sie Ihrem Gehirn die „Sicht“ auf die Regeln der Fremdsprache. Zum Beispiel die zahlreichen Verwendungen des Wortes „que“ im Spanischen erlernen Sie ganz intuitiv.

Auf diese Weise ist es möglich, sehr schnell die Bedeutung der Wörter sowie die wichtigsten Informationen zur Grammatik einer anderen Sprache zu erfassen.

Lernen ist nicht gleich Sprechen!

Das Sprechen kommt von ganz alleine

Sprechen lernen Sie von ganz alleine – wenn Sie es zum richtigen Zeitpunkt tun! Wie das geht? Ihr Unterbewusstsein erledigt die Arbeit, während Sie den Tag ganz normal verbringen.

Hören Sie den Inhalt der zuvor gelernten Lektion/Texte leise im Hintergrund – am besten Tag und Nacht. Sie können den Text zum Beispiel anhören währenddessen Sie frühstücken, Auto fahren, kochen oder gar die Zeitung lesen. Es ist also kein zusätzlicher Zeitaufwand notwendig!

Sie werden so von der Fremdsprache ständig umgeben – wie bei einem Auslandsaufenthalt. Im Gehirn werden dabei jene Nervenbahnen angelegt, die Sie zum Sprechen der Sprache benötigen. Immerhin klingt jede Sprache anders – neue Laute müssen also erst verinnerlicht werden, damit man sie auch selbst perfekt wiedergeben kann. Das dauert ein wenig.

Nach sechs bis 10 Tagen des durchgehenden Passiven Hörens werden Sie für das Sprechen der Fremdsprache bereit sein – und Sie werden einfach „drauflosplaudern“.

Keine Zeit? Ich zeige Ihnen, wie Sie den Tag perfekt nutzen.

Sie denken, Sie können aufgrund von Zeitmangel keine neue Sprache erlernen? Dann irren Sie sich. Jeden Tag verschwenden wir wertvolle Zeit. Egal ob wir darauf warten, dass der Bus kommt, der Autotank befüllt oder ein Programm heruntergeladen wird – jedes Mal verlieren wir wertvolle Minuten. Schätzungsweise verschwendet der DurchschnittsbürgerIn so mehr als 45 Minuten am Tag!

Viele Momente im Alltag lassen sich sehr gut für das Passiv-Lernen laut Birkenbihl-Methode nutzen! Legen Sie die Audio-CD einfach ins Autoradio ein, hören Sie eine Lektion im Bus, in der Mittagspause, beim Putzen, beim Sport, auf dem Nachhauseweg usw. Es ergeben sich viele Gelegenheiten am Tag, die Sie nutzen könnten!

Der berühmte Philosoph Seneca[2] hat sich zum Beispiel mit dem richtigen Umgang mit der Zeit beschäftigt: „Unsere Zeit wird uns teils geraubt, teils abgeluchst, und was übrig bleibt, verliert sich unbemerkt.” Oder: „Wir haben nicht zu wenig Zeit, aber wir verschwenden zu viel davon – wir leben nur des Lebens kleinsten Teil; denn freilich, unsere ganze übrige Dauer ist nicht Leben, sondern Zeit.”

Die Devise lautet also: Nutzen Sie die Zeit! Carpe diem.

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[1]Bolte, Henning (2007): Fremde Zungenschläge. Handlungsräume für die Entwicklung mündlicher Kommunikationsfertigkeiten im Fremdsprachenunterricht. In: Fremdsprache Deutsch. Heft 14. Hueber Verlag.

[2]Lucius Annaeus Seneca, genannt Seneca der Jüngere (* etwa im Jahre 1 in Corduba; † 65 n. Chr. in der Nähe Roms), war ein römischer Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Staatsmann und als Stoiker einer der meistgelesenen Schriftsteller seiner Zeit.

Katharina Leitner

Über die Autorin / den Autor

Content Managerin und Bloggerin Katharina Leitner beschäftigt sich seit 2011 intensiv mit der Birkenbihl-Methode sowie den Kreativtechniken und Denktools von Vera F. Birkenbihl.

Seit 2014 arbeitet sie als selbstständige Online & Performance Marketerin: www.rucker-marketing.at

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