ForscherInnen sind sich sicher: Was man als schön empfindet, ist weder Zufall noch persönlicher Geschmack. Vielmehr hat man festgestellt, dass man bei einem potenziellen Partner genau das als attraktiv empfindet, was dem aus der Paarung hervorgehenden Nachwuchs Vorteile bieten würde: Gesundheit und Fruchtbarkeit. Es muss also eine Art angeborenen Standard für attraktive Gesichter geben.
Frauen, die gestresst sind, verlieren ihre Anziehungskraft.
Das haben Biologen aus Finnland kürzlich herausgefunden. Das eigentliche Ziel der Studie war es, den Einfluss eines starken Immunsystems auf die Attraktivität der Frauen zu untersuchen. Diese Hypothese konnte allerdings nicht bestätigt werden. Die Männer fanden nicht Frauen mit dem besten Immunsystem am reizvollsten. Stattdessen fand man heraus, dass ein niedriger Stresslevel ausschlaggebend ist.
Acht finnische Forscher untersuchten, wie sich ein hoher Spiegel des Stresshormons Kortisol auf die Attraktivität von Frauen auswirkt. Dazu wurden 18 heterosexuelle Männer eingeladen, denen man Bilder von 52 jungen Frauen zeigte. Das bemerkenswerte Ergebnis: Frauen mit weniger Kortisol im Blut wirkten auf die Männer anziehender als jene mit einem höheren Kortisol-Spiegel.
Außerdem wurden Frauen mit zu geringem Fettanteil im Gesicht als unattraktiver eingestuft als diejenigen mit dem richtigen Maß an Fettgewebe. Dieses Resultat wurde folgendermaßen interpretiert: Gestresste, abgemagerte Frauengesichter vermitteln Krankheit und Unfruchtbarkeit.
Aufgrund von Gesundheit und Fruchtbarkeit bewerten Männer also, ob eine Frau sich für gemeinsamen Nachwuchs eignet. Denn Stress, Über- und Untergewicht können die Gesundheit dauerhaft schädigen. Das bestätigen auch andere Studien: Dass Stress krank machen kann, ist längst bekannt.
Gestresste Männer mögen es dicke.
Auch Männer selbst werden bei der Partnerwahl von einem hohen Stresslevel beeinflusst. Unter Stress ändert sich das Schönheitsideal. Gestresste Männer gaben normal- und übergewichtigen Frauen deutlich bessere Attraktivitätswertungen. ForscherInnen begründen das mit dem erhöhten Sicherheitsbedarf; eher mollige Frauen symbolisieren einen ausreichenden Zugang zu Nahrung und einen stabileren Zyklus – demnach eine potenziell bessere Fruchtbarkeit.
Außerdem sind gestresste Männer weniger wählerisch und scheinen die Figur potenzieller Partnerinnen anders zu beurteilen. Frauen mit diversen Figuren sind attraktiv. Das heißt also, dass eine schlanke Frau genauso attraktiv sein kann wie eine mollige.
Ob auch gestresste Männer weniger attraktiv erscheinen, wurde in dieser Studie nicht untersucht. Doch hektische Bewegungen, zusammengekniffene Blicke und keine fünf Minuten Zeit, um den Moment zu genießen – das wirkt auf Männer wie Frauen befremdlich.
Vorsorglich wird also geraten: Ob Frau oder Mann, schalten Sie einen Gang zurück!
Auch Lern- und Prüfungsstress machen uns krank und unattraktiv!
Ein Drittel der Zweit- und DrittklässlerInnen kennt Stress in der Schule; ein Viertel fühlt sich sogar sehr oft gestresst. Das hat eine bundesweite Umfrage des Deutschen Kinderschutzbundes unter 5.000 Kindern ergeben. Stress beginnt also schon in der Schule und zieht sich durch unser ganzes Leben. Nun stellt sich die Frage: Muss das denn sein?
Wir brauchen ein Bildungssystem, das Chancen eröffnet und nicht verhindert; das den Kindern genügend Zeit gibt sich zu entwickeln und nicht Lebensschicksale an einem festen Termin entscheidet.
Schalten wir einen Gang zurück!
Der Artikel „Facial attractiveness is related to women’s cortisol and body fat, but not with immune responsiveness“ der finnischen Wissenschaftler wurde am 22. Mai 2013 veröffentlicht und kann hier heruntergeladen werden.