18/05/2013

2 Kommentare

Sollten wir Kinder für ihre Intelligenz loben?

Von Katharina Leitner

18/05/2013


Normalerweise loben LehrerInnen ihre SchülerInnen für intelligente Antworten, da man glaubt, dass das einen positiven Effekt auf die Kinder hat. Tatsächlich ist jedoch eher das Gegenteil der Fall: Fehler werden als Anzeichen von Dummheit gesehen, Kinder werden demotiviert und lernen nie, wie man richtig und gehirn-gerecht lernt.

 

Aus Fehlern lernen!

Die US-amerikanische Psychologin Carol Dweck hat ihr Leben der Lernpsychologie gewidmet. Sie hat in zahlreichen Studien bewiesen, dass das Lernen von Fehlern bedeutend für den Lernprozess ist. Resultate ihrer bekanntesten Studie unterstützen diese Feststellung.

 

Die Studie

FünftklässlerInnen gab man die Aufgabe, ein einfaches Puzzle zu bauen. Sobald sie diese Aufgabe erfüllt haben, hat man sie mit einem einzigen Satz gelobt. Die Hälfte der Kinder wurde mit dem Satz „Du musst wirklich klug sein“, die andere mit „Du musst wirklich hart dafür gearbeitet haben“ belohnt.

Nach der ersten Aufgabe folgte eine zweite. Auch diesmal mussten die Kinder ein Puzzle zusammenbauen, jedoch durften die Kinder sich eines von zwei Puzzles aussuchen. Das eine war leichter als das erste, das andere erforderte mehr Einsatz. Die Kinder, welche für ihre Mühen gelobt wurden, entschieden sich zum Großteil für das schwierigere Puzzle. Jene Kinder, welche für Ihre Intelligenz gelobt wurden, entschieden sich meist für das leichter zu bewältigende Puzzle. Warum entschieden sich manche für die einfachen, andere aber für die herausfordernde Aufgabe? Die Antwort ist einfach: Wenn wir Kinder für deren Intelligenz loben, möchten diese schlau erscheinen und meiden deshalb Risiken.

Herausfordernde Aufgaben entmutigen Menschen schnell, wenn diese intelligent erscheinen möchten. Im Gegensatz dazu ermuntern und motivieren schwierige Aufgabenstellungen diejenigen, die Mühen als Ziel ihrer Taten sehen. Sie möchten Dinge verstehen und aus ihren Fehlern lernen, um es das nächste Mal besser zu machen.

Die letzte Aufgabe für die Kinder war, ein weiteres Puzzle zu bauen. Diesmal war die Schwierigkeitsstufe dieselbe wie beim ersten Puzzle, also relativ einfach. Die Kinder, welche zu Beginn für deren Intelligenz gelobt wurden, schnitten im Durchschnitt schlechter ab (– 20 %) als beim ersten Versuch. Das vorhergegangene Scheitern hat sie entmutigt. Die anderen, die für ihre Mühen gelobt wurden, schnitten hingegen besser ab (+ 30 %) als beim ersten Mal.

Auch wenn sie zuerst scheitern, bringen die Menschen, die Herausforderungen suchen und Mühen als Ziel anerkennen, am Ende eine bessere Leistung. Bis Sie die unerfreuliche Erfahrung des Falschliegens machen, wird Ihr Gehirn die Denkmuster nicht überarbeiten. Das heißt, Ihr Gehirn muss zu Anfang mehrere Male danebenliegen, bevor es erfolgreich sein kann. Dadurch werden Ihre Neuronen trainiert.

 

Aus der Studie schließen wir Folgendes: Kinder sollten für Ihre Mühen, anstatt für Ihre Intelligenz gelobt und belohnt werden!

 

Katharina Leitner

Über die Autorin / den Autor

Content Managerin und Bloggerin Katharina Leitner beschäftigt sich seit 2011 intensiv mit der Birkenbihl-Methode sowie den Kreativtechniken und Denktools von Vera F. Birkenbihl.

Seit 2014 arbeitet sie als selbstständige Online & Performance Marketerin: www.rucker-marketing.at

Weitere Artikel

  • Vielen Dank für diesen zum Nachdenken anregenden Artikel. Die Schlussfolgerung finde ich sehr anschaulich.
    Nicht nachvollziehen kann ich die Schilderung in Absatz 6: “Das vorhergegangene Scheitern hat (die Kinder, welche |…| für deren Intelligenz gelobt wurden) entmutigt.”

    Die Einzige Entmutigung, von der geschrieben wird, wäre, dass sie dadurch entmutigt wurden, dass sie sich gegen eine Herausforderung entschieden haben. Selbst wenn dies eine Bewusste Entscheidung wäre, halte ich das für schwer nachvollziehbar, dass nur das Treffen einer Wahl solch einen Effekt hat. Genausowenig ist zu glauben, dass ein einziges Lob, einmal ausgesprochen, die prinzipielle Herangehensweise eines Menschen an eine Aufgabe derart beeinflusst.

    Ich hoffe, die “Studie” ist deutlich fundierter betrieben worden, um diesen Titel überhaupt zu verdienen, denn derartige Schlussfolgerungen aus diesem simplen Ansatz zu ziehen, erscheint höchst unwissenschaftlich.

    • Liebe(r) Celio,
      Vielen Dank für den herausfordernden Kommentar. Das “vorhergegangene Scheitern” im Absatz 6 bezieht sich auf Absatz 4, also auf die zweite, etwas schwierigere Aufgabe als Aufgabe 1. Das Scheitern an einer etwas schwierigeren Aufgabe entmutigt Kinder, die für Intelligenz gelobt werden und führt so oft zu einer Entmutigung für die nächste Aufgabe. Es wird also eine Kettenreaktion hervorgerufen. Die Studie ist öffentlich zugänglich und kann hier nachgelesen werden: Zur Studie.

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