26/08/2013

0 Kommentare

Nobody’s perfect: Denglish?

Von Katharina Leitner

26/08/2013


Sprechen Sie Denglish?

Der Begriff Denglish, oder Denglisch bezeichnet den vermehrten Gebrauch von Anglizismen und Scheinanglizismen. Ein Anglizismus ist die Übernahme oder Entlehnung von Wörtern aus der englischen Sprache ins Deutsche. Scheinanglizismen sind beispielsweise wörtlich übersetzte Redewendungen (it’s not good cherry-eating with you) oder eingedeutschte Wörter (gedownloaded).

Warum ist diese Anglizierung gerade im deutschsprachigen Raum so weit fortgeschritten?

Versucht man sich durch das Denglische möglichst international und un-deutsch zu geben? Oder ist die Verwendung von anderssprachigen Wörtern ein Zeichen von Modernität oder gar Intellektualität? Man know it not (dengl. für: Man weiß es nicht).

Nicht nur im Sprachgebrauch von Jugendlichen mischen sich immer häufiger englische und denglische Wörter unter das Deutsche, sondern auch in der Wirtschaft setzt man auf Internationalisierung.

„I’m loving it“ – Anglizismen in der Werbung

Sind Anglizismen in der Werbung wirklich effektiv? Im Jahr 2004 hat Isabel Kick in ihrer Diplomarbeit herausgefunden, dass deutsche Konsumenten englische Slogans nicht verstehen und diese sie auch kalt lassen. Auch die Kölner Endmark AG hat 2003 in einer repräsentativen Studie untersucht, ob englische Slogans überhaupt verstanden werden. Das Ergebnis verblüffte selbst Fremdsprachen-LiebhaberInnen: Etwa 85 Prozent understand just train station (dengl. für: 85 Prozent verstehen nur Bahnhof)! Rund 85 Prozent der befragten Deutschen scheiterten also am kurzen Slogan „Be inspired” von Siemens mobile; sogar 92 Prozent an „One Group. Multi Utilities” von RWE. Fast einwandfrei übersetzen konnte die Hälfte jedoch „Every time a good time” von McDonald’s und „There’s no better way to fly” von Lufthansa.

Trifft diese Studie auch noch heute im Jahr 2013 zu? Haben sich die Menschen wirklich nicht weiterentwickelt und die Globalisierung kein Anders- und internationales Denken herbeigeführt?

Bei einem Zeitfenster von neun Jahren und einer zunehmenden Internationalisierung könnte man doch annehmen, dass Verständnisprobleme im Englischen nicht oder kaum mehr vorhanden sind, oder? Außerdem: Ist das Verwenden von englischen Ausdrücken und Phrasen wirklich unpassend, wenn man doch eine junge, gebildete, internationale Zielgruppe ansprechen möchte? Dass man in einer Werbung für Bio-Eier oder klassische Schweizer Qualitätsuhren keinen englischen Slogan verwenden sollte, versteht sich von selbst. Doch wie sieht es bei McDonald’s, Apple und Co. aus?

Wir konnten es einfach nicht glauben … bis wir die Ergebnisse der Claim-Studien von Endmark zu Gesicht bekamen. Die Kölner Markenagentur befragt zum Thema Anglizismus in der Werbung seit 2003 regelmäßig jeweils über tausend VerbraucherInnen: Der Anteil von Englisch in der Werbung stagniert seit zehn Jahren auf hohem Niveau, ohne dass dabei das Verständnis zugenommen hätte. Etwa 25 der 100 am häufigsten in der Werbung verwendeten Vokabeln sind Englisch, obwohl etwa 75 Prozent der KonsumentInnen englische Werbung nicht im Sinne ihrer Absender verstehen.

Und was sagen Sie? Now you look but silly out of the clothes (dengl. für: Jetzt schaust du aber dumm aus der Wäsche).

Vielleicht sollte man denglische Aussagen wie diese doch mehrmals überdenken:

„Wenn beim tuning für die schlanke Linie mit crunches, cross lift und side lift die richtige fun im Fett-out ausbricht oder der fatburn-Puls nach oben geht, hilft ein cool down.”

Martin Ammermüller, Vorstand der Deutschen Angestellten-Krankenkasse.

[maxbutton id=”3″ ]

Katharina Leitner

Über die Autorin / den Autor

Content Managerin und Bloggerin Katharina Leitner beschäftigt sich seit 2011 intensiv mit der Birkenbihl-Methode sowie den Kreativtechniken und Denktools von Vera F. Birkenbihl.

Seit 2014 arbeitet sie als selbstständige Online & Performance Marketerin: www.rucker-marketing.at

Weitere Artikel

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}
>