11/09/2013

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Soll ich mein Kind zweisprachig erziehen?

Von Katharina Leitner

11/09/2013


Die Förderung der Sprachentwicklung im Kindesalter ist von hohem gesellschaftlichen Interesse. Der Großteil der Eltern verfügen über Kompetenzen den Spracherwerb ihrer Kinder intuitiv zu unterstützen. Muttersprache ist Nummer eins. Doch was geschieht, wenn Elternteile verschiedene Muttersprachen haben?

Zwei Muttersprachen gleichzeitig erlernen

Das Gehirn eines Kindes kann von klein an mehrere Sprachen gleichzeitig erlernen. Sofern die Familie die Sprachen einwandfrei beherrscht, sollte das Kind kein Problem mit dem gleichzeitigen Erlernen verschiedenen Sprachen haben und demnach nicht dadurch verwirrt werden.

Konsequenz ist das Wichtigste bei diesem Unternehmen. Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass Sie einige Entscheidungen bewusst fällen:

  • Den Spracherwerb Ihres Kindes von Geburt an fördern

    Gesunde Kinder brauchen üblicherweise keine gezielte Förderung, um die Muttersprache zu erlernen. Kinder lernen sozusagen wie von selbst. Obwohl Kinder ein bis zwei Jahre alt sind, wenn sie ihre erste Wörter sprechen, beginnt ihre sprachliche Entwicklung schon viel früher: Kinder hören ihre Muttersprache(n) bereits im Mutterleib. Sie verstehen vieles schon lange bevor sie selbst sprechen können. Eltern können die sprachliche Entwicklung ihres Kindes am besten unterstützen indem Sie selbst ein sprachliches Vorbild sind. Sprechen Sie mit Ihren Kindern und etablieren Sie Sprache als wichtiges Kommunikationsmittel in der Familie!

  • Entscheiden, welche Sprache/Sprachen Ihr Kind sprechen lernen soll

    In welcher Sprache können Sie Ihrem die Welt erklären? Mit dieser Frage fällt die Entscheidung meist leichter. In der Sprache, die Sie Ihrem Kind weitergeben, müssen Sie sich wohl fühlen. Das ist zum Großteil Ihre Muttersprache, aber es kann auch eine andere Sprache sein, die Sie eventuell in einem längeren Auslandsaufenthalt erlernt haben und einwandfrei sprechen. Doch aufgepasst: Unterschätzen Sie die Forderung Ihres Kindes nicht! Die vielen Warum- und Wieso-Fragen und die Kindersprache, die Sie im Fremdsprachenunterricht selten lernen, könnten Sie am Ende überfordern. Die Weitergabe einer Nicht-Muttersprache sollte daher reichlich überlegt werden!

  • Erwartungen an die Sprachentwicklung festlegen

Möchten Sie, dass Ihr Kind die Sprache perfekt spricht? Oder ist es Ihnen genug, Grundkenntnisse zu vermitteln? Ihre Ansprüche sollten realistisch sein! Die wenigsten Menschen sprechen zwei Muttersprachen perfekt – meist hat man eine stärkere und eine schwächere Sprache.

  • Lernprozess realistisch einschätzen

    Der Spracherwerbsprozess folgt dem allgemeinen Entwicklungsprozess Ihres Kindes, der unter anderem die Geschwindigkeit des Lernprozesses bestimmt. Zweisprachig aufwachsende Kinder durchlaufen demnach auch eine Phase der Sprachmischung. Das ist ganz normal und sollte Sie als Elternteil nicht weiter beunruhigen. Manche Kinder weigern sich, eine Sprache zu sprechen, die sie eigentlich verstehen. Das ist meist der Fall, wenn die Sprache nicht in der Umgebung gesprochen wird bzw. wenn Sie mal die eine, mal die andere Sprache sprechen. Die Bedeutung der Sprache muss dem Kind bewusst gemacht werden!

  • Konsequent bleiben

    Häufig sind es externe Faktoren, die zu „ungewollter“ Inkonsequenz führen. Reflektieren Sie spezifische Situationen immer wieder: In welchen Situationen ist es wirklich notwendig, mit dem Kind die Landessprache zu sprechen? Finden Sie es selbst unhöflich, Ihre Muttersprache in Gegenwart von Personen zu sprechen, die diese nicht verstehen? Sind in gewissen Situationen pragmatische Gründe wie z.B. der Faktor Zeit wichtiger als die Einhaltung von Erziehungsprinzipien?

Konsequenz ist wichtig, ja, doch setzen Sie sich und Ihr Kind nicht zu sehr unter Druck! Gerade die Inkonsequenz ist ja Ausdruck Ihrer lebendigen Zweisprachigkeit.

  • Unterstützendes Umfeld schaffen

    Wenn die zu erlernende Sprache im Wohnort nicht gesprochen wird, kann das den Lernprozess erheblich erschweren. Natürlich sind Eltern der wichtigste Sprachkontakt für Kinder, doch sollte man auch sicherstellen, dass das Kind mit anderen Kontakten in der Zielsprache sprechen kann. Dadurch ergeben sich vielfältige sprachliche Vorbilder und Anwendungsmöglichkeiten der Sprache für Ihr Kind.

Auch gute Sprachkenntnisse Ihres Partners in Ihrer Muttersprache erleichtern die zweisprachige Erziehung. Versteht der Partner die Unterhaltungen zwischen Ihnen und Ihrem Kind, müssen Sie nicht alles übersetzen. Außerdem wird dadurch die Dominanz der Umgebungssprache, und die damit verbundenen Schwierigkeiten konsequent zu bleiben, verringert.

  • Fachliche Kritik annehmen

    Gehen Sie selbstbewusst aber auch kritisch mit fachkompetentem Rat um. Informieren Sie sich z.B. über Ausbildung oder Erfahrung des Ansprechpartners mit Zweisprachigkeit und ziehen Sie zusätzliche Informationsquellen heran. Niemand kennt Ihre persönlichen Erziehungsmaßnahmen so gut wie sie selbst – lassen Sie sich daher nicht durch pauschale Urteile verunsichern. Viele Menschen, die noch keinen aktiven Kontakt mit zweisprachiger Erziehung hatten, haben nicht ausreichend Wissen, um darüber fachlich urteilen zu können.

 

  • Zweisprachige Bildungseinrichtungen als Unterstützung sehen

    Gibt es in Ihrer Umgebung Kindergärten und Schulen, in der die Sprache gesprochen wird? Im Allgemeinen gilt: zweisprachige Einrichtungen sind für den Spracherwerbsprozess effektiver als einsprachige Einrichtungen. Die Dominanz einer Sprache in Kindergärten und Schulen kann dazu führen, dass die andere Sprache für das Kind an Bedeutung verliert. In zweisprachigen Einrichtungen hingegen werden beide Sprachen des Kindes gleichwertig gefördert. Außerdem ergeben sich hier Kontakte zu anderen zweisprachig erziehenden Eltern und es bieten sich Gelegenheiten fachkompetenter Beratung.

Kind zweisprachig erziehen ohne MuttersprachlerIn zu sein?

Diese Frage lässt sich schwer pauschal beantworten. Ob Sie Ihrem Kind eine Sprache, die nicht Ihre Muttersprache ist, weitergeben wollen, muss individuell entschieden werden. Schwierigkeiten können sich ergeben, sollte das Kind keinen Sinn im Erwerb der Sprache sehen, da es keinen persönlichen Bezug (z.B. Herkunft meiner Vorfahren) herstellen kann. Zudem besteht natürlich die Möglichkeit, dass Sie Ihrem Kind Falsches lehren, wie etwa Grammatikfehler oder akzentreiche Aussprache.

Doch diese Probleme können sich auch ergeben, wenn man MuttersprachlerIn ist. Demnach müssen Sie selbst entscheiden.

Geht es primär um schulischen Vorteil?

Natürlich ist es etwas Tolles, wenn Sie Ihrem Kind von vornhinein das Leben erleichtern können. Weniger Grammatiklernen, ein gutes Sprachgefühl … wer will das nicht? Doch das Ziel ist nicht nur 1er SchülerIn zu werden! Fremdsprachenkenntnisse haben außerhalb der Schule viele Vorteile – vom Berufsleben bis hin zur leichten Verständigung im Auslandsurlaub. Wer würde nicht gerne einfach so eine weitere Sprache beherrschen wollen? Warum also nicht dem Kind das Geschenk machen?

Empfehlung:

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Katharina Leitner

Über die Autorin / den Autor

Content Managerin und Bloggerin Katharina Leitner beschäftigt sich seit 2011 intensiv mit der Birkenbihl-Methode sowie den Kreativtechniken und Denktools von Vera F. Birkenbihl.

Seit 2014 arbeitet sie als selbstständige Online & Performance Marketerin: www.rucker-marketing.at

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