Wer im Büro arbeitet, wird im Durchschnitt alle elf Minuten durch jemanden oder etwas unterbrochen. Wer in der Schule lernt, nimmt nur einen geringen Teil davon auf, was die LehrerInnen sagen. Wir leiden an einem Zuviel an Informationen. Mit welchen Folgen? Und können wir uns davon abschirmen?
Ein Schulvormittag wie jeden Tag: Die Lehrerin steht vorne an der Tafel, erklärt und erzählt. Die SchülerInnen schalten irgendwann ab. Durchschnittlich nehmen SchülerInnen nur 20 Prozent der Informationen, die ihnen „entgegen geschmettert“ werden, auf. Schon der Pädagoge Gottfried Herder sagte:
“ … Seine Gedanken kann mir der Lehrer nicht eingeben, eintrichtern; meine Gedanken kann, will, und muss er durch Worte wecken; also dass sie meine, nicht seine Gedanken sind …“ (Herder, Schulrede Juli 1800)
Unser Gehirn schützt sich, wenn es mit Reizen überflutet wird. Das hat zur Folge, dass unser Kurzzeitgedächtnis nachlässt und sich unsere Intelligenz nicht voll entfaltet. Wir sind in jeder einzelnen Sekunde einer Masse von Reizen ausgesetzt, doch wir beachten nur wenige davon. Vera F. Birkenbihl beschrieb unsere Achtsamkeit als „11 Millimeter Bewusstsein, während wir das meiste nur in den 11 Kilometern Unterbewusstsein“ aufnehmen. Amerikanische Forscher fanden heraus, dass junge Menschen eher in der Lage sind, „unbrauchbare“ Reize auszufiltern als ältere. Doch für jeden Menschen wird die Informationsflut früher oder später zu einem andauernden Problem. Komplexität und Informationsflut fordern ein neues Lern- und Arbeitsverständnis!
Leben, lernen, arbeiten – wie Sie die Informationsflut in Ihrem Leben gering halten
Ruhe suchen
Wählen Sie zum Lernen und Arbeiten eine leise und ruhige Umgebung. Nebengeräusche sind Reize, die unsere Sinne zusätzlich belasten und schlussendlich zu einer „Über-Reizung“ führen können.
Dauerkommunikation meiden
Vermeiden Sie ein Übermaß an Dauerkommunikation über das Internet sowie Telefon. Während Konzentrationseinheiten sollten diese Formen der Kommunikation komplett eingestellt werden. Auch auf Dauer sollten sie reduziert werden, denn britische Forscher geben an, dass Dauerkommunikation die Intelligenz um bis zu 10 IQ-Punkte verringert!
Ein Kommunikationsmedium
Beschränken Sie sich auf ein Haupt-Kommunikationsmedium. Wer mit seinem Freund telefoniert, muss nicht auch mit ihm auf Facebook chatten, oder? Zusätzliche Medien erhöhen die Informationsflut exponentiell.
Ein Informationsmedium
Täglich holen Sie Nachrichten aus Zeitungen, Online-Magazinen, Social Media Plattformen und Co ein. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Sie dieselbe Information auf mehreren Kanälen lesen beziehungsweise hören? Entscheiden Sie sich für ein Haupt-Informationsmedium! Sie werden staunen, wie viel Zeit und Energie Sie sparen können.
Effizient lesen
Entscheiden Sie bereits in den ersten paar Absätzen, ob die Newsmeldung oder E-Mail für Sie relevant ist. Jede weitere Sekunde, die Sie mit dem Lesen einer irrelevanten Nachricht verbringen, setzen Sie sich gezielt einer Flut an möglicherweise wertlosen Informationen aus. Sie sollten lernen, mitten in einer Nachricht mit dem Lesen aufhören zu können und so einen „Informationsfilter“ zu verwenden.
Angewohnheiten ändern
„So wie du in den Wald hineinrufst, kommt es auch wieder zurück.“ Ändern Sie die Gewohnheiten Ihrer KollegInnen, indem Sie Ihre eigenen zuerst ändern! Auch wenn Ihre KollegInnen es noch nicht so handhaben, sollten Sie Ihre Angewohnheiten überdenken: Reicht es, die E-Mail an Herrn Klemmer zu schicken, oder sollte ich es vorsichtshalber auch an Frau Beyer, Frau Scheuer und Herrn Marx schicken? Oder: Welcher Betreff beschreibt den Inhalt einer Nachricht am besten, sodass die LeserInnen sofort wissen, worum es geht?
Effizient lernen
Welcher Lernstoff ist für Sie persönlich wichtig? Entscheiden Sie im Vorhinein, ob Sie auch ohne alle 15 Ausnahmen einer Grammatikregel gut leben und sprechen können. Außerdem: Es gibt Sprachlernmethoden, die gehirn-gerecht sind: Bei der Birkenbihl-Methode etwa, ist das Pauken von Vokabeln sogar verboten!
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Ziele setzen
Setzen Sie sich beim Lernen spezifische Ziele, denen entsprechend Sie Ihren Lernplan festlegen. Bedenken Sie, dass Menschen unterschiedliche Ziele verfolgen – auch beim Lernen. Wer in der Arbeit beispielsweise einwandfreie E-Mails auf Spanisch verschicken möchte, muss nicht zwingend fließend Spanisch sprechen können; wer im Urlaub auf Italienisch ein Abendessen bestellen möchte, muss nicht unbedingt in der Lage sein, italienische Essays zu schreiben.
Notwendigkeiten erkennen
Welchen Stoff sollte ich sofort lernen, welcher kann aufgeschoben werden? Welche Nachricht muss sofort beantwortet werden, welche kann ich später bearbeiten? Teilen Sie Ihre Aufgaben in Wichtigkeitskategorien ein. Eine gute Kategorisierung von Informationen ist Voraussetzung, um den Überblick zu behalten.
Zum Schluss möchten wir noch Timothy Ferriss zitieren:
„Die meisten Informationen sind negativ, schlucken viel Zeit, haben nichts mit Ihren Zielen zu tun und unterliegen nicht Ihrem Einfluss. Ich wette mit Ihnen, dass alles, was Sie heute gelesen oder sich angeschaut haben, mindestens zwei dieser vier Punkte erfüllt.“
Hallo Katharina,
danke fuer den Artikel. Hast du einen Link zu der amerikanischen Studie, ich wuerde gerne deinen Artikel mit der Quelle der Studie in meiner Arbeit einbauen.
Vielen Dank!
LG